Hohe Verluste für Afghanistan-Besatzer
Karsai müht sich um ausländische Vermittler
2008 ist für die ausländischen Truppen in Afghanistan schon drei Monate vor Jahresende das
verlustreichste seit dem Sturz der Taliban vor sieben Jahren.
Mindestens 221 Soldaten, die meisten von ihnen USA-Bürger, sind nach einer
Zählung der Nachrichtenagentur AFP seit Anfang des Jahres in Afghanistan ums Leben gekommen.
Die meisten starben durch Bombenanschläge von Aufständischen auf Patrouillen-Fahrzeuge. Im
gesamten vergangenen Jahr starben 219 Soldaten. Die Monate Juni und August 2008 waren mit 49
und 45 Toten die mit den höchsten Opferzahlen.
Die AFP-Zählung basiert auf den Mitteilungen der Koalitionstruppen, die am Dienstag den Tod von
drei weiteren Soldaten bei einem Anschlag im Süden des Landes bekanntgaben. Die Nationalität der
Toten war zunächst unklar, die Mitteilung überlassen die Koalitionstruppen stets den nationalen
Regierungen. In Afghanistan sind derzeit 70 000 ausländische Soldaten stationiert, die meisten im
Rahmen der NATO-geführten ISAF-Truppe.
Der afghanische Taliban-Anführer Mullah Mohammed Omar bot den ausländischen Soldaten
unterdessen eine »sichere Heimkehr« an, wenn sie sich zum Abzug entschlössen. »Ich sage zu den
Eindringlingen: Wenn ihr unser Land verlasst, dann werden wir ein sicheres Umfeld schaffen, damit
das möglich ist«, sagte Omar in einer am Dienstag im Internet veröffentlichten Mitteilung.
Wenn die »Invasion« anhalte, dann würden die Truppen wie die Sowjetunion eine Niederlage
erleiden. Sowjetische Truppen waren 1979 in das Nachbarland Afghanistan einmarschiert und
zogen 1989 nach verlustreichen Kämpfen ab. Omar hält sich seit dem Sturz der Taliban 2001
versteckt. Auf ihn ist ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat Saudi-Arabien und Pakistan um Vermittlung von
Friedensgesprächen mit den islamistischen Taliban gebeten. Bereits im Laufe der vergangenen zwei
Jahre habe er entsprechende Schreiben an den saudi-arabischen König Abdullah gerichtet, sagte
Karsai am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Kabul.
Afghanische Gesandte seien zur Vorbereitung von Verhandlungen wiederholt in die Golfmonarchie
und ins Nachbarland Pakistan gereist. Noch hätten die Friedensgespräche nicht begonnen, er hoffe
aber, dass dies bald der Fall sein werde, fügte der Staatschef hinzu.
Präsident Karsai hatte den Talibanführer Mullah Mohammed Omar und dessen Kämpfer am
Dienstag aufgefordert, in ihre Heimat zurückzukehren und dort an Friedensverhandlungen
teilzunehmen. Amtlichen afghanischen Angaben zufolge hält sich Omar in Pakistan auf. Die
pakistanische Regierung bestreitet das.
* Aus: Neues Deutschland, 1. Oktober 2008
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