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ISAF rächte sich für Abschuss

Afghanistan: Taliban-Verantwortliche bei Luftangriff getötet *

Nach dem Abschuss eines US-Hubschraubers mit Dutzenden Soldaten an Bord sind die verantwortlichen Taliban-Kämpfer nach Angaben der Internationalen Schutztruppe bei einem Luftangriff getötet worden.

Die ISAF teilte am Mittwoch (10. Aug.) mit, zu dem gezielten Luftangriff sei es am Vortag in der Provinz Wardak südöstlich von Kabul gekommen. Unter den getöteten Taliban-Kämpfern seien der verantwortliche Anführer Mullah Mohibullah sowie jener Aufständische, der den Schuss abgefeuert habe.

Bei dem Absturz waren am Sonnabend (6. Aug.) 30 US-Soldaten sowie sieben afghanische Soldaten und ein afghanischer Übersetzer ums Leben gekommen. Zwar stehe weiterhin nicht fest, ob feindlicher Beschuss die alleinige Absturzursache gewesen sei, teilte die ISAF mit. Der Hubschrauber sei aber von mehreren Aufständischen-Stellungen heraus beschossen worden, als er im Anflug gewesen sei. Nach umfangreicher Suche hätten Spezialkräfte Mullah Mohibullah und den Schützen ausfindig gemacht, die sich beide ins Ausland hätten absetzen wollen, hieß es in der Mitteilung der ISAF weiter. In einem Waldgebiet seien die Aufständischen dann aus der Luft heraus angegriffen und getötet worden.

Die ISAF hatte am Montag (8. Aug.) mitgeteilt, der Absturz sei nach ersten Erkenntnissen auf den Treffer mit einer Panzerfaust-Granate zurückzuführen. Auch die Aufständischen hatten sich zu der Tat bekannt. Es war der schwerste Verlust der USA an einem einzelnen Tag in dem seit zehn Jahren andauernden Afghanistan-Einsatz.

US-Präsident Barack Obama hatte die 30 getöteten US-Soldaten am Dienstag auf ungewöhnliche Weise geehrt. Er war auf dem US-Stützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware zugegen, als eine Militärmaschine mit den Toten eintraf.

Unterdessen haben Soldaten der ISAF bei einer Militäraktion im Süden Afghanistans nach offiziellen Angaben irrtümlich vier afghanische Polizisten getötet. Wie das Innenministerium in Kabul am Mittwoch mitteilte, griffen die Koalitionstruppen am Vorabend versehentlich einen Polizeiposten in der Unruheprovinz Kandahar an. Zwei weitere Afghanen seien bei dem Vorfall im Distrikt Arghandab verletzt worden. Ein ISAF-Sprecher erklärte, die Schutztruppe habe Kenntnis von dem Vorfall. Eine gemeinsame Untersuchung von ISAF und afghanischen Behörden sei angelaufen, um die genauen Umständen zu ermitteln.

Derweil ist der monatelange politische Machtkampf in Afghanistan offenbar vorerst beendet: Präsident Hamid Karsai erließ am Mittwoch ein Dekret, wonach die Unabhängige Wahlkommission die letzte Entscheidung über das umstrittene Wahlergebnis hat, wie die afghanische Nachrichtenagentur PAN berichtete. Karsai und das Parlament hatten sich ein monatelanges erbittertes Gerangel um die Rechtmäßigkeit der Wahl vom September 2010 geliefert. Etliche Parlamentariern drohte der Verlust ihres Sitzes. Die Arbeit der Volksvertretung war davon schwer beeinträchtigt.

* Aus: Neues Deutschland, 11. August 2011


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