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Selbstmordanschlag in Kabul

Taliban: Bombe als Botschaft an neuen US-Verteidigungsminister bei Besuch in afghanischer Hauptstadt *

Während des ersten Besuchs des neuen Pentagonchefs Chuck Hagel in Afghanistan hat sich ein Taliban vor dem Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Kabul in die Luft gesprengt. Nach Angaben der Kriminalpolizei riß der Selbstmordattentäter neun Menschen mit in den Tod. Mindestens 13 weitere Menschen wurden verletzt, als der Mann am Samstag morgen am Eingang des afghanischen Verteidigungsministeriums eine Bombe zündete.

US-Verteidigungsminister Hagel, der am Freitag abend in Kabul zu seinem ersten Auslandsbesuch seit dem Amtsantritt eingetroffen war, hielt sich zum Zeitpunkt des Anschlags an einem anderen Ort in der Stadt auf, wie ein Sprecher des US-Militärs mitteilte. Er hörte die Explosion während einer Beratung, wie er später Reportern erzählte. »Wir sind in einem Kriegsgebiet.« Deswegen sollte man nicht überrascht sein, wenn eine Bombe hochgehe.

Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei um Mitarbeiter des afghanischen Verteidigungsministeriums. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Es sei ein vorbereitetes Attentat gewesen. Hagel sei nicht das Ziel gewesen, sagte ein Sprecher. Der Anschlag sei aber eine Botschaft an den US-Verteidigungsminister.

Afghanistans Präsident Hamid Karsai sorgte am Sonntag mit dem Hinweis für Aufsehen, die USA führten täglich Gespräche mit den Taliban. Die US-Botschaft in Kabul konterte: »Die Taliban setzten die Gespräche mit den USA im März 2012 aus.« US-Präsident Barack Obama unterstütze Verhandlungen zwischen Karsais Friedensrat und Vertretern der Taliban. Eine geplante Pressekonferenz von Karsai und Hagel sagte der Präsidentenpalast am Sonntag kurzfristig aus Sicherheitsgründen ab.

Bei einem zweiten Selbstmordanschlag in der ostafghanischen Provinz Chost wurden am Samstag ein Polizist und acht Kinder getötet. Nach Angaben der Polizei hatte der Attentäter versucht, einen Checkpoint zu betreten. Als der Polizist ihn aufhalten wollte, zündete der Mann seine Sprengstoffweste.

* Aus: junge Welt, Montag, 11. März 2013


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