Abzug jetzt
Friedenspolitik statt Krieg
Von Andreas Buro *
Am 11.9.2001 haben Al-Qaida-Terroristen zwei Passagierflugzeuge in die
Twin-Towers des World Trade Centers in New York gesteuert und so über
3000 Menschen ermordet. Die hochkomplexe Terroraktion wurde in den USA
und Europa -- nicht zuletzt in Deutschland -- vorbereitet und in den USA
ausgeführt. Knapp einen Monat später vor acht Jahren, am 7.10.2001,
begann vorwiegend die US-Armee im Bund mit Warlords und Opium-Baronen
aus dem nicht-paschtunischen Norden Afghanistans den Krieg gegen die
Taliban-Regierung in Kabul und stürzte diese schnell. Zur Erinnerung:
Die Taliban, rigorose Islamisten, die sich vorwiegend auf das
Mehrheitsvolk der Paschtunen stützen, waren zuvor mit Hilfe des
pakistanischen Geheimdienstes, gefördert durch die USA, an die Macht
gekommen. Inzwischen spielen die simplen Ausbildungsstätten von Al-Qaida
und die Organisation selbst in Afghanistan nur noch eine bescheidene
Rolle. Der westliche Interventionskrieg wird vorwiegend gegen den
afghanischen Widerstand geführt, der in unserer Medien
unzutreffenderweise unter dem Sammelbegriff Taliban abgehandelt wird.
Die Kriegspläne gegen Afghanistan waren längst vor »9/11« in den USA
ausgearbeitet worden. Aus den USA waren den Taliban Verträge für den Bau
von Pipelines vorgelegt worden. Diese erschienen der Regierung in Kabul
so ungünstig, daß sie ablehnte. Daraufhin sollen hohe US-Repräsentanten
gedroht haben: Ihr könnt einen Teppich aus Geld bekommen oder einen
Bombenteppich. Der mörderische Angriff auf die Twin-Towers ließ dann den
westlichen Angriffskrieg auf Afghanistan für so manche berechtigt
erscheinen, obwohl Kabul bereit war, Osama bin Laden, das Oberhaupt von
Al-Qaida, an ein internationales Gericht auszuliefern. Washington lehnte
ab und forderte eine Auslieferung an die USA.
Acht Jahre Krieg haben den afghanischen Widerstand gestärkt. Politiker
und Militärs sind ratlos und fürchten das Schlimmste. Noch mehr Militär
fordert der kommandierende US-General. Die eigentlichen Ziele des
Krieges werden nicht genannt: Zugang zu den zentralasiatischen
Rohstoffen und entsprechende militärstrategische Stützpunkte sowie die
Bewährung der NATO als weltweit intervenierendes Militärbündnis des
Westens in Zeiten der Globalisierung.
Während die NATO-Staaten Kanada und die Niederlande bereits für 2010/11
den Abzug ihrer Truppen angekündigt haben, hält die Bundesregierung
eisern an dem Kriegsbündnis fest. Nicht wegen Afghanistan, sondern weil
Berlin sich als wichtiger EU-Militärpfeiler zur führenden NATO-Macht USA
profilieren möchte.
Die unabdingbare Voraussetzung für eine friedliche Entwicklung in
Afghanistan aber ist die Beendigung der bewaffneten Kämpfe. Diesem Ziel
ist nur näherzukommen, wenn die ausländischen Truppen abgezogen werden.
* Andreas Buro ist emeritierter Politikwissenschaftler und
aktiv in der deutschen Friedensbewegung
Aus: junge Welt, 8. Oktober 2009
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