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Unter Umgehung Pakistans: NATO-Abzug aus Afghanistan über die Nordroute

Nato-Generalsekretär Rasmussen unterzeichnete Abkommen mit Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan

Nato sichert Abzugsrouten in Zentralasien - "Nesawissimaja Gaseta" *

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat neue Abkommen mit Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan über den Transit von zivilen Gütern und Militärtechnik aus Afghanistan unterzeichnet, schreibt die Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ am Mittwoch.

Während früher nur Lufttransporte erlaubt waren, darf die Nato nun ihre Technik und Truppen auf dem Landwege via Zentralasien abziehen.

„Das neue Abkommen wird der Nato neue Möglichkeiten und ein neues flexibles Transportnetz für den Abzug der Truppen, der Technik und der Ausrüstung aus Afghanistan bis Ende 2014 bieten“, sagte Rasmussen bei einer Pressekonferenz in Brüssel.

Wie Rasmussen weiter sagte, kann die Allianz jetzt Frachten unter Umgehung Pakistans ausführen, durch dessen Gebiet die wichtigste Transitroute führte.

Bereits seit langem werden zivile Güter via Kasachstan, Kirgistan und Usbekistan nach Afghanistan geflogen. Mit den neuen Abkommen erhalten die Anrainerstaaten Afghanistans nicht nur finanziellen Obolus, sondern auch wirtschaftliche, politische und militärische Präferenzen.

Zentralasien bereitet sich auf den Truppenabzug aus Afghanistan 2014 vor. „Alle wollen diese Gelegenheit nutzen, um vor allem weitere Finanzhilfen von den Nato-Ländern zu bekommen“, sagte Muhiddin Kabiri, Chef der tadschikischen Partei der islamischen Wiedergeburt.

Tadschikistan erhofft sich Ausrüstungen für die Grenze und für Militäreinsätze im Gebirge bekommen. Kirgistan will Drohnen. Zudem schüren die zentralasiatischen Länder den Mythos über Taliban-Angriffe, um sich Vorteile zu verschaffen, sagte Kabiri. „Alle Diktatoren, nicht nur in Zentralasien, sondern auch in Ägypten und anderen Ländern nutzten von alters her die Militärkooperation mit den USA, um die eigene Macht zu stärken. In Zentralasien wird es dasselbe Ergebnis geben“, sagte Kabiri.

Professor Alexej Malaschenko vom Moskauer Carnegie-Zentrum ist ähnlicher Meinung. „Bei dem Alarmismus der zentralasiatischen Spitzenpolitiker in Bezug auf die Bedrohungen aus Afghanistan handelt es sich um einen Weg, zusätzliche Mittel vom Westen zu bekommen. Dabei weisen sie die Kritik über den Zustand der Demokratie zurück und verweisen auf die Nahostländer, wo es zwar Revolutionen gab, jedoch kaum mehr Ordnung herrscht“, sagte Malaschenko.

Diese Situation stärke die Positionen Washingtons in Zentralasien. Dies ermögliche den USA, sich in der Region für immer festzusetzen, betonte der Experte. In Kirgistan und Tadschikistan werden die Ausbildungszentren errichtet, die notfalls zu Militärstützpunkten umgebaut werden können. Sie würden zwar niemanden stören, doch für Russland wegen des wachsenden Einflusses der USA in den postsowjetischen Ländern ein Dorn im Auge sein, so Malaschenko.

* Aus: Russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, Mittwoch, 6. Juni 2012; http://de.rian.ru


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