Zehn Jahre Afghanistan-Krieg:
Friedensbewegung zieht Bilanz und klagt an
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag-
Nach 10 Jahren Krieg: Nichts ist gut in Afghanistan
- Für sofortigen und bedingungslosen Abzug der Bundeswehr
- Aufbau geht nur ohne Militär
- Zentrale Veranstaltung in Berlin
Kassel, Berlin, 29. September 2011 - Aus Anlass des 10. Jahrestags des Beginns des Afghanistankrieges der USA und ihrer Verbündeten lädt die Friedensbewegung zu einer zentralen Veranstaltung nach Berlin ein. Die Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag, Lühr Henken und Peter Strutynski, erklären dazu:
Am 7. Oktober 2011 jährt sich zum zehnten Mal der Beginn des US-Kriegs gegen Afghanistan, dem sich die Bundesrepublik Deutschland im November desselben Jahres angeschlossen hat. Im Dezember vor zehn Jahren wurde auf der Konferenz in Petersberg bei Bonn eine provisorische Regierung für Afghanistan eingesetzt; wenige Tage später beschloss der UN-Sicherheitsrat den ISAF-Einsatz zur „Stabilisierung“ des Karsai-Regimes. Der angebliche „Krieg gegen den Terror“ hatte sich bald zu einem umfassenden Krieg um die Kontrolle über das zentralasiatische Land entwickelt – mit zunehmender Gewalt und einer wachsenden Zahl ziviler Opfer.
Im Dezember 2011 wird ein Gipfeltreffen der NATO-Kriegsallianz und anderer Staaten in Bonn stattfinden, um über die Zukunft Afghanistans zu beraten. Man braucht wenig Phantasie um vorherzusagen, was dort herauskommen wird. Sie sagen: Der Krieg soll so lange weiter geführt werden, bis die Afghanen für ihre eigene „Sicherheit“ sorgen können. In Wahrheit wird der Krieg weiter geführt, bis die führenden Staaten des Westens das strategisch so bedeutsame zentralasiatische Land vollständig unter ihre Kontrolle gebracht haben.
Garniert wird diese Kriegsverlängerung mit der Ankündigung, parallel dazu den zivilen Aufbau des Landes zu verstärken. Aber: Wer Krieg führt, kann nicht gleichzeitig die Folgen des Krieges beseitigen. Solange über Afghanistan Bomben abgeworfen und Raketen und Marschflugkörper eingesetzt werden, kann das Land nicht aufgebaut werden, können weder frei Wahlen durchgeführt noch sozialer Fortschritt oder Menschenrechte verwirklicht werden.
Daher sagen wir: Die Menschen in Afghanistan brauchen einen sofortigen Waffenstillstand sowie den unverzüglichen und bedingungslosen Abzug der fremden Truppen. Tod und Zerstörung würden gestoppt, Ressourcen der Kriegskoalition könnten für den Wiederaufbau des Landes eingesetzt werden. Damit würden wichtige Voraussetzungen für Frieden und Entwicklung geschaffen.
Im Rahmen des "Aktionsherbstes" der Friedensbewegung für die Beendigung des Afghanistankriegs findet am 10. Jahrestag des Kriegsbeginns eine zentrale Veranstaltung in Berlin statt, zu der wir herzlich einladen:
Zehn Jahre Krieg in Afghanistan:
BILANZ und ANKLAGE
Freitag, 7. Oktober 2011 - 17.00 bis 20.30 Uhr
In Berlin, IG Metall-Haus, Alte Jakobstr. 149
(U-Bhf Hallesches Tor)
Es wirken mit:
Matin Baraki * Daniela Dahn * Sevim Dagdelen * René Heilig * Lühr Henken * Otto Jäckel * Karim Popal * Mariam Rawi * Sabine Schiffer * Peter Strutynski * Frieder Wagner * Sabour Zamani
(Informationen zu den Redner/innen finden Sie weiter unten).
Am 7./8. Oktober wird es in Berlin und vielen anderen Städten Protest-Aktionen, Mahnwachen, Demonstrationen u.ä. gegen den Afghanistankrieg geben. Auch dazu ruft der Friedensratschlag auf. In Berlin soll am 8. Oktober im Anschluss an eine Demonstration das Bundeskanzleramt umzingelt werden.
Was will die Friedensbewegung mit ihren Aktionen (die vom 3-5. Dezember in Bonn fortgesetzt werden) erreichen? Im Aufruf des Bundesausschusses Friedensratschlag zum "Aktionsherbst Afghanistan" heißt es hierzu: "Durch Argumente sollen viele Menschen dazu veranlasst werden, sich kritisch mit der offiziellen Militär-und Außenpolitik auseinanderzusetzen. So soll der Gewöhnung an Krieg und Gewalt entgegengewirkt werden. Die Meinungsmehrheit gegen den Afghanistankrieg, aber auch gegen andere Kriegseinsätze soll bestärkt und erweitert werden. Der politische Druck auf die Regierenden zur Beendigung des Kriegs muss erhöht werden. Krieg darf kein Mittel der Politik mehr sein. Eine andere Politik ist möglich: DEM FRIEDEN EINE CHANCE – TRUPPEN RAUS AUS AFGHANISTAN"
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Lühr Henken, Berlin,
Peter Strutynski, Kassel
* Zu den Rednerinnen und Rednern der Veranstaltung:-
Dr. Matin Baraki: Politikwissenschaftler, Lehrbeauftragter u.a. in Marburg, Gießen, Kassel
- Daniela Dahn, Autorin und Journalistin, Berlin
- Sevim Dagdelen, MdB Die Linke
- René Heilig, Redakteur der Tageszeitung "Neues Deutschland", Autor
- Lühr Henken, Berlin, Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag und Beirat von IMI
- Otto Jäckel, Rechtsanwalt, Wiesbaden, Vorstandsmitglied von IALANA
- Karim Popal, Rechtsanwalt, Bremen; vertritt die Opfer des Kundus-Massakers gegenüber der Bundesregierung
- Mariam Rawi, Afghanistan, Vertreterin der Frauenvereinigung RAWA
- Dr. Sabine Schiffer, Institut für Medienverantwortung Erlangen, Medienwissenschaftlerin
- Dr. Peter Strutynski, Politikwissenschaftler und Friedensforscher, Kassel, AG Friedensforschung, Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag
- Frieder Wagner, Journalist und Filmemacher; Autor des Films "Deadly Dust" (darin geht es um den Einsatz von Uranmunition u.a. im Afghanistankrieg)
- Sabour Zamani, Berlin, Afghanischer Kulturverein
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