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Der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea

Die Rolle der USA

Der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea ist für viele Kommentatoren unverständlich. Dass es sich nur vordergründig um einen "Grenzkrieg" handelt, in Wirklichkeit aber handfeste ökonomische Interessen im Spiel sind, bleibt in der Berichterstattung oftmals völlig ausgeblendet. Davon unabhängig spielen Äthiopien und Eritrea aber auch eine gewisse Rolle im strategischen Kalkül der Vereinigten Staaten. Neben den Menschen der Region, die unter dem realen Krieg zu leiden haben, könnte die US-Regierung zum eigentlichen Verlierer des Krieges gehören. Der folgende Kommentar von Michael Birnbaum, den wir der Süddeutschen Zeitung vom 17.05.2000 entnommen haben, macht dies deutlich.

Falsche Freunde
Die einstigen "Clinton Boys" sind jetzt Kriegsgegner
Von Michael Birnbaum

Es gibt keine tiefere Feindschaft als die zwischen ehemaligen engen Freunden. Der Grenzkrieg zwischen Äthiopien und Eritrea hat deshalb seit seinem Beginn im Mai 1998 jeden Vermittler verzweifeln lassen. Nun streitet selbst der Weltsicherheitsrat um den richtigen Weg zum Frieden und alte Fronten brechen wieder auf: Moskau gegen Washington, und wie Russland lehnt auch Frankreich ein Waffenembargo und Reiseverbot für politische Führer beider Streithähne zum jetzigen Zeitpunkt ab. Erst solle noch einmal auf Vermittlung gesetzt werden, noch einmal eine gemeinsame Delegation der Vereinten Nationen (UN) sowie der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) losgeschickt werden.

Die Aussichten auf einen Vermittlungserfolg sind dabei gleich null. Seit den ersten Kampfhandlungen bemühen sich OAU, UN, aber auch die USA um den Frieden. Vor allem für die USA sind die Auseinandersetzung zwischen Äthiopien und Eritrea politisch auch peinlich, gehören doch beide Regierungschefs zu den so genannten "Clinton Boys" - den vermeintlich neuen afrikanischen Führern, auf die US-Präsident Bill Clinton jahrelang seine Hoffnungen für ein besseres Afrika setzte. Sein Konzept scheiterte kläglich in allen Fällen. Heute führen alle fünf "Clinton Boys" - neben Eritrea und Äthiopien sind dies die Staatschefs Ugandas, Ruandas und des Kongo - Kriege.

Die USA versuchten bereits kurz nach Kriegsausbruch zwischen Äthiopien und Eritrea zu vermitteln und schickten, da "ihr Mann" Yoweri Museveni aus Uganda sich weigerte, Paul Kagame aus Ruanda dorthin. Auch dieser "Clinton Boy" blieb ohne Erfolg. Kurz darauf arbeitete die OAU einen Friedensplan aus, den sich auch die UN zu Eigen machte - darin enthalten ist der Rückzug auf den status quo ante, internationale Prüfung der Grenzfrage, Sicherung der umstrittenen Gebiete durch neutrale Truppen. Doch kaum zeigte die eine Seite Kompromissbereitschaft, sperrte sich die andere.

Internationalen Druck neutralisierten dabei sowohl Eritrea als auch Äthiopien bisher dadurch, dass sie ihre strategische Lage am Horn von Afrika ausspielten. Von Äthiopien aus starten Radarflugzeuge der USA und überwachen die arabische Halbinsel und die Region bis Kuwait und den Irak. Eritrea wiederum, zu dem einige Inseln im Roten Meer gehören, auf denen sowohl amerikanische als auch israelische Horchstationen stationiert sein sollen, droht immer wieder mit arabischen Freunden. Und Russland liefert beiden gerne Waffen - um wieder mehr Einfluss in der Region zu bekommen.

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