Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Globale Gerechtigkeit statt Ressourcen-Imperialismus

FriedensJournal Nr 6/2012 (November/Dezember) erschienen

Soeben erschien das sechste Heft (November/Dezember) des Jahrgangs 2012 des FriedensJournals, der Zweimonatszeitung des "Friedensratschlags" (Im Internet: www.frieden-und-zukunft.de [externer Link]. Was es darin zu lesen gibt und wie diese Zeitschrift zu abonnieren ist, entnehmen Sie bitte nachfolgenden Informationen.

Aus dem Inhalt:

  • Globaler Kriegsgrund Ressourcenzugriff und Transportwege (Werner Ruf)
  • „Deutsche“ Rohstoffe – weltweit (Jörg Kronauer)
  • Leben mit der Ölförderung – Das Beispiel Tschad (Claudia Frank)
  • „Unfairteilung“: Gerechte Verteilung ist eine Überlebensfrage (Anne Jung, medico international)
  • Landgrabbing durch EU-Förderung von „Bio-“Kraftstoffen (Peter Clausing, IMI)
  • Südamerika: Rohstoffausbeutung gegen massiven Widerstand (Günter Pohl)
  • Programm des Friedensratschlages 2012
  • Wachstum der „braunen“ Industrien
  • Staubregen durch ThyssenKrupp-Werk
  • Lehrstück Libyen: Erdöl im Nebel der Kriegspropaganda (Buchbesprechung)
  • Friedensnetz Baden-Württemberg: Bundeswehr raus aus den Bildungseinrichtungen

Globale Gerechtigkeit statt Ressourcen-Imperialismus

Liebe LeserInnen und Leser,

in dieser Ausgabe konzentrieren wir uns auf die Entstehung und Hintergründe der weltweit anschwellenden Konflikte, die durchweg in den Kontext der Ressourcenausbeutung und der Verschärfung des globalen Ungleichgewichts gehören.

Unser Titelfoto veranschaulicht dieses Problem. Gezeigt werden hier Minenarbeiter in der brasilianischen Tagesbau- Goldmine Serra Pelada, die für Hungerlöhne unter sklaven-ähnlichen Bedingungen wie ein Heer von Ameisen Säcke aus den Förderstellen schleppen.

Durch knapper werdende Ressourcen verschärfen sich weltweite Verteilungskämpfe. Ressourcen sind dabei eine ganze Bandbreite von Rohstoffen - wie z.B. fossile Brennstoffe oder Seltene Erden - bis hin zu Nahrungsmitteln, bzw. der Grund und Boden zum Anbau derselben.

Während heutzutage die Möglichkeiten vorhanden sind, Hunger und Unterernährung ebenso auf der Welt zu beseitigen wie eine Weichenstellung für eine nachhaltige Entwicklung des auf nicht erneuerbaren Rohstoffen beruhenden Konsums, entwickeln sich die Dinge in die gegenteilige Richtung. Armut, Unterentwicklung, Menschenrechtsverletzungen und umweltbelastende Produktionsweisen bei der Ressourcenausbeutung gehen einher mit einem wachsenden weltweiten Wohlstandsgefälle.

Werner Ruf gibt in seinem Beitrag einen Überblick über die Konflikt- Brennpunkte dieser Welt, wo durchweg Rohstoffausbeutung und Sicherung der notwendigen Transportwege über Erdöl- und Erdgas-Pipelines den Hintergrund dessen darstellen, was im politischen Diskurs meistens allgemein mit geostrategischen Interessenlagen umschrieben wird.

Jörg Kronauer analysiert, wie deutsche und EU-Rohstoffstrategie im engen Schulterschluss mit Industriekonzernen entwickelt und umgesetzt werden. Was das bedeutet, formulierte Entwicklungsminster Niebel kürzlich so: „Mit ressourcenreichen Entwicklungsländern streben wir weitere Rohstoffpartnerschaften an, die in beiderseitigem Interesse liegen“. Die Staaten sollten Deutschland „mit den nötigen Grundstoffen“ versorgen. Im Gegenzug wolle die Bundesregierung dafür sorgen, „dass durch Transparenz die Erlöse zum Wohl der Bevölkerung in unseren Entwicklungspartnerländern eingesetzt werden“.

Die reale Umsetzung dieser Politik wird im Beitrag von Claudia Frank am Beispiel der Erdölausbeutung im Tschad dargestellt. Die meisten Menschen sind nur Zaungäste einer Entwicklung, die einhergeht mit Verarmung, massiver Umweltzerstörung und ebenso massiven Menschenrechtsverletzungen gegenüber denjenigen, die hiergegen politisch Widerstand leisten.

Die derzeit laufende Kampagne UmFairteilen hat nicht nur eine Komponente in Bezug auf soziale Verteilungsgerechtigkeit innerhalb Deutschlands. Dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, gilt nicht nur innerhalb Deutschlands als sich verschärfendes soziales Problem, sondern ist ein Problem von globaler Dimension. Darauf hat Anne Jung von medico International in Ihrem Redebeitrag auf der Kundgebung am 29.9. in Frankfurt hingewiesen, den wir in dieser Ausgabe abgedruckt haben.

Landgrabbing ist ein Thema, das am drastischsten den Zusammenhang zwischen Ressourcenverschwendung im globalen Norden und Ressourcenverknappung im globalen Süden aufzeigt. Längst ist es erwiesen, dass der zunehmende Anbau von „Bio-“Treibstoffen zu Lasten des Lebensmittelanbaus geht und damit weltweit Hunger und Unterernährung verschärft werden. Dass ein Kurswechsel diesbezüglich trotz wachsender Sensibilisierung – mittlerweile auch auf EU-Ebene – immer noch nicht in Sicht ist, wird aus dem Beitrag von Peter Clausing deutlich.

Doch auch dort, wo die Ressourcenausbeutung zu signifikanten Verbesserungen der Lebensverhältnisse geführt hat, bleibt die Entwicklung sehr widersprüchlich, wie unser Interviewbeitrag mit dem Südamerikaexperten Günter Pohl zeigt.

Alle LeserInnen und Leser, die noch nicht die Einladung zum 19. bundesweiten Friedensratschlag erhalten haben, können sich mit einem Blick auf das diesjährige Programm auf Seite 15 davon überzeugen, dass sich eine Teilnahme unbedingt lohnt.

Die Redaktion

Erscheinungsweise und Bezugsbedingungen

Das Friedens-Journal erscheint sechs mal jährlich und ist zum Solipreis von 15,00 EUR über die Redaktionsanschrift (siehe unten) zu beziehen.
Internet: www.frieden-und-zukunft.de [externer Link].

Das FriedensJournal wird herausgegeben vom Bundesausschuss Friedensratschlag.
Redaktion:
Hugo Braun, Christine Buchholz, Bernd Guß, Lühr Henken, Hans-Peter Richter, Bärbel Schindler-Saefkow, Peter Strutynski, Horst Trapp. V.i.S.d.P.: Karl-Heinz Peil

Redaktionsanschrift:
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c/o Gewerkschaftshaus Frankfurt
Wilhelm-Leuschner-Straße 69 –77
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