Gegen Waffensysteme für erweiterte Kriegführung
FriedensJournal Nr 5/2012 (September/Oktober) erschienen
Soeben erschien das fünfte Heft (September/Oktober) des Jahrgangs 2012 des FriedensJournals, der Zweimonatszeitung des "Friedensratschlags" (Im Internet:
www.frieden-und-zukunft.de [externer Link]. Was es darin zu lesen gibt und wie diese Zeitschrift zu abonnieren ist, entnehmen Sie bitte nachfolgenden Informationen.
Aus dem Inhalt:
Neue Waffensysteme statt Friedensinitiativen (Editorial)
Liebe LeserInnen und Leser,
in der Vergangenheit waren Rüstungs-
und (militärisch motivierte)
Raumfahrtindustrie Schrittmacher von
technologischen Entwicklungen. Heute
scheint es allerdings, als müsse man
im militärischen Sektor Anschluss finden
an Automatisierung und Robotertechnik,
die in zivilen Bereichen sehr
weit fortgeschritten sind. Die dabei zugrunde
liegenden Paradigmen lauten:
Rationalisierung, Kostenreduzierung
und Effizienzverbesserung. Knappe
Kassen für den Rüstungshaushalt? -
Kein Problem mit bewaffneten Drohnen,
die erheblich billiger und zudem
erheblich zielgenauer sind. Kostspieliger
Personaleinsatz auf Kriegsschauplätzen?
- Auch kein Problem mit wenigen
Spezialisten am Computer und
die Hand am Joystick anstelle vieler
Infanteristen mit Handfeuerwaffen am
Anschlag.
In dieser Ausgabe des Friedensjournals
beschäftigen wir uns mit den
absehbaren Konsequenzen von technologischen
Entwicklungen. Dazu gehören
vor allem der explosionsartig zunehmende
Einsatz von Drohnen. Florian
Rötzer – Chefredakteur des Online-
Magazins Telepolis – hat sich u.a. in
einer Buchveröffentlichung mit diesem
Thema befasst, das wir in dieser Ausgabe
etwas ausführlicher vorstellen.
Gleichzeitig geht es aber auch um die
Weiterentwicklung vorhandener Waffensysteme,
wie den Einsatz von Leopard-
2-Panzern für den „urbanen Einsatz“
(siehe Titelfoto). Dabei geht es
keineswegs „nur“ um Aufstandsbekämpfung
in Saudi-Arabien mit Waffen
„Made in Germany“, sondern auch um
künftig denkbare Einsätze der Bundeswehr
im Inneren. Das Bundesverfassungsgericht
hat mit seinem kürzlichen
Urteil zum Einsatz der Bundeswehr im
Inneren „im Ergebnis die Wirkungen
einer Verfassungsänderung“ erreicht,
so jedenfalls das Sondervotum des beteiligten
Richters Gaier.
Insbesondere die vorgesehene
Ausrüstung mit Kampfdrohnen auch
für die Bundeswehr lässt hier Schlimmes
befürchten.
Der „Modernisierungsschub“ zieht
sich leider hin bis zu den Atomwaffen.
Während biologische und chemische
Waffen, oder z.B. auch Landminen
mittlerweile weltweit per Abkommen
geächtet sind, wartet man bei Atomwaffen
darauf noch vergeblich. Unsere
Autorin Regina Hagen überschreibt ihren
Beitrag in dieser Ausgabe deshalb
mit dem Titel: Atomwaffen: nicht modern,
sondern illegal.
Es zeigt sich damit, dass alle Dämme
brechen, was bisherige Restriktionen
im Waffeneinsatz betrifft.
Friedensinitiativen spielen hingegen
mittlerweile im politischen Diskurs
kaum noch eine Rolle und werden von
den Medien bevorzugt der Lächerlichkeit
preisgegeben - oder ganz totgeschwiegen,
wie es derzeit in Bezug auf
Syrien und den Iran offen erkennbar
ist.
Regionale Konflikte bleiben damit
zwangsläufig auf der Strecke. Das
Kriegsgeschrei von Israels Ministerpräsident
Netanyahu beinhaltet nicht nur
das zugespitzte Risiko eines nicht
mehr regional begrenzbaren Krieges,
sondern zunächst mal die definitive
Verhinderung einer Lösung des israelisch-
palästinensischen Konfliktes.
Ähnliches gilt im Syrien-Konflikt.
Hier sind die aggressiven Drohgebährden
des NATO-Frontstaates Türkei gegenüber
Syrien auch sehr stark geprägt
von dem Unwilen der türkischen
Regierung, eine Lösung der Kurdenfrage
mit regionaler Autonomie statt
brutaler Repression herbeizuführen.
Dazu haben wir Murat Cakir von der
Rosa-Luxemburg-Stifung Hessen Fragen
gestellt, die er in dieser Ausgabe
beantwortet.
Dass es bei regionalen Konflikten
auch anders geht, zeichnet sich aktuell
gerade in Südamerika ab, wo auf Initiative
mehrerer Staaten demnächst
ernsthafte Verhandlungen zwischen
der Regierung Kolumbiens und den
FARC-Rebellen stattfinden werden.
Die staatlichen Akteure hierbei sind:
Norwegen, Kuba, Venezuela und Chile.
Funktionieren wird dieses allerdings
nur, wenn sich die USA jeglicher Einmischung
enthalten, was zweifelhaft
ist, da es für sie um ein letztes Standbein
militärischer Präsenz in Lateinamerika
geht, nämlich in Kolumbien.
Der kommende Friedensratschlag
in Kassel Anfang Dezember wird sich
schwerpunktmäßig mit dem Thema
„Die Rückkehr des Krieges in die
Politik“ befassen. Der Weiter- und
Neu-Entwicklung von Waffensystemen
und damit möglichen erweiterten
Kriegführungsszenarien müssen wir
entschieden entgegen setzen: Eine
Welt ohne Krieg ist möglich!
Karl-Heinz Peil
Erscheinungsweise und Bezugsbedingungen
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