Entwicklungshilfe: Mit Minister Niebel ins Abseits?
Heft 5/2010 des FriedensJournals erschienen
Vor kurzem erschien das fünfte Heft (September/Oktober) des Jahrgangs 2010 des FriedensJournals, der Zweimonatszeitung des "Friedensratschlags" (Im Internet: www.frieden-und-zukunft.de [externer Link]. Was es darin zu lesen gibt und wie diese Zeitschrift zu abonnieren ist, entnehmen Sie bitte nachfolgenden Informationen.
Aus dem Inhalt
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Der europäische Auswärtige Dienst - Baustein zur EU-Militarisierung? (Martin Hantke)
-
Kubaner als Entwicklungshelfer (Harri Grünberg)
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Humanitäre Hilfe durch "Vernetzte Sicherheitspolitik" gefährdet
-
Deutsche Entwicklungshilfe-Politik (Interview mit MdB Heike Hänsel)
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Afghanistan-Aufruf der Friedensbewegung: Nur ein weiterer Appell? (Peter Strutynski)
-
u.v.m. (Buchbesprechungen, Aktuelles)
Editorial: Neu definierte Entwicklungshilfe
Liebe Leserinnen und Leser,
gleich mehrere Gründe gab es für
uns als Redaktion des Friedensjournals,
diesmal das Thema Entwicklungshilfe
als Schwerpunkt zu nehmen.
Im Jahre 1960, d.h. vor genau 50
Jahren, wurden allein 17 afrikanische
Länder politisch formell unabhängig.
Die wirtschaftliche und damit letztlich
auch politische Abhängigkeit von den
Ländern der nördlichen Hemnisphäre
ist jedoch bis heute im wesentlichen
geblieben. Obwohl z.B. im Kongo dazu
eine große offizielle Feier stattfand,
bietet dieser Jahrestag aber dazu
überhaupt keinen Anlass. Zu erinnern
ist eher daran, dass im Kongo deren
erster Präsident Patrice Lumumba auf
Betreiben der CIA 1961 ermordet wurde
– wohl deshalb, weil er sich tatsächlich
auch für wirtschaftliche Unabhängigkeit
seines Landes und deren
Bevölkerung einsetzte. Brutale Diktatoren
fanden hingegen immer das zumindest
stillschweigende Wohlwollen
der europäischen Staaten, wenn die
neokoloniale Ausbeutung nicht in Frage
gestellt wurde.
Im September 2000 wurden in der
UNO die sogenannten Milleniumsziele
beschlossen, die darauf gerichtet sind,
bis zum Jahre 2015 die Unterentwicklung
in den Ländern des Südens zu
beseitigen. Bis heute hat sich diesbezüglich
wenig getan und Entwicklungsfortschritte
bis 2015 sind auch kaum
noch zu erwarten, auch wenn soeben
in einer UNO-Konferenz mittels einer
Zwischenbilanz sicherlich wieder die
besten Absichten verkündet werden.
Verwunderlich ist dieses nicht, wenn
man sich die Neujustierung der Entwicklungshilfe
in Deutschland und der
EU anschaut. Auf EU-Ebene findet
derzeit eine alarmierende Entwicklung
in Gestalt des demnächst seine Tätigkeit
aufnehmenden Europäischen Auswärtigen
Dienstes statt. Näheres dazu
von unseren Autoren Martin Hantke
und Jürgen Wagner.
In Deutschland hat der Amtsantritt
von Minister Niebel Ende letzten Jahres
eine Neujustierung der Entwicklungspolitik
eingeleitet. Hierzu haben
wir in unserem Interview Heike Hänsel
als die entwicklungspolitische Sprecherin
der LINKEN im Bundetag befragt.
Eine generelle Strategie ist seit einigen
Jahren das Konzept der zivil-militärischen
Zusammenarbeit, bzw. der
vernetzten Sicherheit. Auf der Bundeswehr-
Website frieden-und-sicherheit.-
de liest sich dieses (in Bezug auf Afghanistan)
folgendermaßen:
„Während die Bundeswehr für ein
sicheres Umfeld sorgt, stellen zivile
Aufbauhelfer und Experten von Entwicklungshilfeorganisationen,
des Bundesministeriums
für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung sowie
des Auswärtigen Amts die Mittel und
das Fachwissen für den Aufbau von
Wirtschaft und Verwaltung sowie für
den Betrieb von Schulen und Krankenhäusern
zur Verfügung.“
Wie wenig dieses Darstellung mit
der Realität zu tun hat, schildert in unserem
Gastbeitrag Thomas Gebauer
als Geschäftsführer von medico international.
Die Alternative zur derzeitigen Politik
besteht deshalb nicht unmittelbar in
einer Aufstockung der begrenzten Entwicklungsgelder,
sondern in ehrlicher,
uneigennütziger Hilfe. Dazu sind allerdings
derzeit nur Entwicklungsländer
selbst durch Kooperation untereinander
in der Lage, wie vor allem das Beispiel
Kubas zeigt, das von unserem
Autor Harri Grünberg dargestellt wird.
Zivile Hilfe zur wirtschaftlichen Entwicklung,
zum Wiederaufbau nach der
Erdbebenkatastrophe in Haiti und der
Flutkatastrophe in Pakistan ist in
keinster Weise mit militärischen Mitteln
zu lösen. Erst recht gilt dieses für eines
der ärmsten Entwicklungsländer
weltweit: Afghanistan. Unsere Forderung
mit dem bundesweiten Aufruf:
„Den Krieg in Afghanistan beenden –
zivil helfen“ ist deshalb nicht nur die
Forderung nach dem sofortigen Abzug
der Bundeswehr, sondern auch dafür,
das endlich Voraussetzungen für eine
wirtschaftliche und soziale Entwicklung
in diesem Land geschaffen werden.
Wir fordern deshalb alle Leserinnen
und Leser zum aktiven Sammeln von
Unterschriften unter diesem Aspekt
auf.
Karl-Heinz Peil
Erscheinungsweise und Bezugsbedingungen
Das Friedens-Journal erscheint sechs mal jährlich und ist zum Solipreis von 15,00 EUR über die Redaktionsanschrift (siehe unten) zu beziehen.
Internet: www.friedensjournal.de
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Redaktion:
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