Der 20. Friedenspolitische Ratschlag tagt in Kassel
100 Jahre Weltkriege - 100 Jahre Friedensbewegung: Umbrüche und Kontinuität - Niederlagen und Erfolge. Umfassendes Kongressprogramm - brisante Themen
Pressemitteilung der AG Friedensforschung und des Bundesausschusses Friedensratschlag
Zum 20. Mal findet am kommenden Wochenende der "Friedenspolitische Ratschlag" in Kassel statt. Die AG Friedensforschung veranstaltet diesen Kongress jedes Jahr an der Uni Kassel - in Zusammenarbeit mit dem Bundesausschuss Friedensratschlag, einem losen Zusammenschluss von Basisinitiativen der Friedensbewegung. Unterstützt wird der zweitägige Kongress zudem vom lokalen Kasseler Friedensforum. Tagungsort ist die Uni Kassel, Standort Wilhelmshöher Allee 73 (Haltestelle der Linien 1 und 3: Murhardstr./Uni). Beginn: Samstag, 7. Dezember, 12:00 Uhr, Ende: Sonntag, 8. Dezember, 13:45 Uhr.
Die "Friedenspolitischen Ratschläge" sind das wohl wichtigste Forum in Deutschland, auf dem Friedenswissenschaft, Politik und Bewegung zusammenkommen um über den unfriedlichen Zustand der Welt zu diskutieren und Wege und Strategien zu einer friedlicheren Welt zu beraten.
Das Motto des diesjährigen Kongress spannt den Bogen von den beiden Weltkriegen über den "Kalten Krieg" bis zu dem nicht enden wollenden "Krieg gegen den Terror". Das Programm bleibt aber nicht in der Aufarbeitung des kriegerischen "Zeitalters der Extreme" und der "Niederlagen" der Zivilisation stecken, sondern widmet sich auch den Erfolgen der Friedensbewegung, aus denen Chancen für eine bessere Zukunft erwachsen.
In vier Plenarveranstaltungen und 26 thematischen Workshops und Diskussionsforen wird die aktuelle Agenda der Friedenswissenschaft und -bewegung ausgebreitet: Behandelt werden so brisante Themen wie
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die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, in Zentralasien und Afrika (vom israelisch-palästinensischen Konflikt bis zu Syrien, Iran, der Türkei und Afghanistan bis nach Mali),
- die drohenden Konflikte in Asien und im pazifischen Raum (China-Japan-USA) sowie um die rohstoffreiche Arktis,
- die "Hardware" des Krieges, für die auch Deutschland in vielfacher Weise verantwortlich ist (Rüstungsproduktion und Waffenexport, die Ausbreitung von Killerdrohnen und die Automatisierung des Krieges, neue NATO-Kriegführungskonzepte oder die Militarisierung des Weltraums).
Hinzu kommen Vorträge über die "Software" des Krieges, das heißt etwa über die ideologischen und psychologischen Kriegsvorbereitungen und die weltumspannenden Spionage- und Abhöraktivitäten der Geheimdienste großer Mächte: So wird in einem Workshop die Rolle der Medien untersucht ("Meinungsmacht für Kriegseinsätze"), in einem anderen über die "Militarisierung der Hochschulen" und in einem weiteren über die "Geheimdienste in der Neuen Welt(kriegs)ordnung" informiert. Veröffentlichungen der letzten Tage und Wochen haben hierzu skandalöse Vorgänge publik gemacht. Und wird nicht auch die Geschichte zurechtgebogen, wenn sich etwa Historiker unter dem Beifall des Mainstreams daran machen, die deutsche Kriegsschuld am Ersten Weltkrieg in Frage zu stellen?
Die Plenarvorträge setzen sich u.a. mit grundsätzlichen Fragen der Geschichte des Imperialismus (Dr. David Salomon, Uni Siegen), des deutschen Militarismus (Dr. Detlef Bald, München), des israelisch-palästinensischen Dauerkonflikts (Dr. Margret Johannsen, Uni Hamburg) sowie der Ursachen gegenwärtiger Fluchtbewegungen (Prof. Dr. Arian Schiffe-Nasserie, Ev. Fachhochschule RWL, Bochum) auseinander. Selbstverständlich werden auch kritische Fragen an den außen- und sicherheitspolitischen Teil der Koalitionsvereinbarung gestellt. In einer abschließenden Podiumsdiskussion werden Prof. Dr. Norman Paech (Hamburg), Thomas Wagner (Berlin), Bruno Kern (Mainz) und Dr. Sabine Schiffer (Erlangen/Berlin) über Kontinuitäten und Umbrüche in der deutschen Geschichte der letzten 100 Jahre diskutieren - natürlich nicht ohne auch einen Blick in die Zukunft zu wagen (Moderation: Anne Rieger, Graz).
Aus Anlass des kleinen Jubiläums (der 20ste Friedenspolitische Ratschlag!) gibt es am Vorabend eine literarisch-musikalische Revue mit Liedern, Gedichten und Prosa von Brecht, Tucholsky, Karl Kraus und anderen. Es treten auf Sabine Wackernagel, Carlo Ghirardelli und Udo Krüger am Piano. Die Vorabendveranstaltung findet statt am Freitag, den 6. Dezember, 20 Uhr im Café Buch-Oase (Germaniastr. 14). Das Motto des Abends ist bei Bert Brecht entlehnt ("Die Ballade vom Wasserrad"):
"Und sie schlagen sich die Köpfe
blutig um die Beute,
nennen einander gierige Tröpfe
und sich selber: gute Leute."
Anmeldungen zum Friedenspolitischen Ratschlag am 7./8. Dezember sind noch möglich unter der E-mail-Adresse: bundesausschuss.friedensratschlag@gmx.de
Oder Tel.: 0561 93717974
Für die AG Friedensforschung und den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Dr. Peter Strutynski
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