"Die Neuvermessung der Welt. Rohstoffkriege - Gewalt - Alternativen"
14. Friedenspolitischer Ratschlag tagt in Kassel
Pressemitteilung
Am kommenden Wochenende (1./2. Dezember) treffen sich Hunderte von
Menschen zum jährlichen "Friedenspolitischen Ratschlag", der von der AG
Friedensforschung an der Uni Kassel veranstaltet wird. Unterstützt wird
die Veranstaltung vom Kasseler Friedensforum und dem "Bundesausschuss
Friedensratschlag". Hier treffen sich Aktivistinnen und Aktivisten der
Friedensbewegung und anderer sozialer Bewegungen, Friedensforscher/innen
und Politiker/innen, um zwei Tage lang über die brennendsten Fragen der
Internationalen Beziehungen und der Sicherheitspolitik zu beraten.
Worum geht es?
Gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit hat der Deutsche Bundestag vor
kurzem die Verlängerung der Bundeswehreinsätze in Afghanistan
beschlossen. Der Krieg droht weiter zu eskalieren. Viele fürchten
bereits die "Irakisierung" Afghanistans, während in Bezug auf den Irak
von dessen "Vietnamisierung" gesprochen wird. Der Nahe Osten,
Zentralasien und Afrika sind zum Spielball der USA und der westlichen
Großmächte (Japan, "altes Europa") geworden; Russland, China und Indien
bringen sich selbst (wieder) als wichtige Akteure der internationalen
Politik ins Spiel. Der lateinamerikanische Halbkontinent wehrt sich mit
zunehmender Kraft gegen neoliberale Bevormundung. Die Welt scheint neu
vermessen zu werden. Aufrüstung, Kriege, Militärinterventionen,
Stützpunkte und die Weltraummilitarisierung sind die bedrohliche
Begleitmusik dieser Entwicklung.
In vier Plenarveranstaltungen und rund 30 Arbeitsgruppen werden zentrale
Aspekte der Weltpolitik, der europäischen und deutschen Außen- und
Sicherheitspolitik sowie friedenspolitische Alternativen diskutiert.
Einen besonderen Raum nehmen die kriegerischen Konflikte in Afghanistan,
Irak und im Nahen Osten ein; Vorträge und Workshops über China, Indien,
Russland, USA, EU-Europa und Lateinamerika sollen einen Überblick über
die widersprüchlichen Interessen und Politikansätze wichtiger
weltpolitischer Akteure geben.
Den Auftakt des Friedenspolitischen Ratschlags bilden Vorträge und
anschließende Diskussion mit zwei Politikern, die sich zuletzt im
Bundestag und in der Partei der Grünen als Gegner des
Afghanistan-Einsatzes profiliert haben. Der Hamburger Völkerrechtler
Prof. Dr. Norman Paech, der für die LINKE im Bundestag sitzt, und Robert
Zion, der die Afghanistan-Debatte auf dem Sonderparteitag der Grünen
maßgeblich beeinflusst hat, werden ihre Sicht erläutern und sich
gemeinsam der Diskussion über Perspektiven der friedenspolitischer
Arbeit innerhalb und außerhalb des Parlaments stellen. Das
Afghanistanthema wird am Sonntagvormittag noch einmal im Plenum
aufgenommen, wenn der Exil-Afghane Dr. Matin Baraki (Marburg) über sein
Land als "Spielball geostrategischer Interessen" referiert.
In einem weiteren Plenarvortrag am Samstagnachmittag spricht Prof. Dr.
Jörg Huffschmid (Bremen) über "Die Aggressivität der Finanzmärkte und
ihre Bedeutung für die Militarisierung der internationalen Beziehungen",
eine Fragestellung, die von der Friedenswissenschaft bislang nicht
thematisiert wurde.
Wie aktuell der "Friedensratschlag" auch diesmal ist, zeigt sich an den
vielen Arbeitsgruppen vom Samstag und Sonntag. Ausgewiesene Experten
befassen sich mit gegenwärtigen Krisenregionen bzw. Kriegsschauplätzen
(z.B. Irak, Sudan, israelisch-palästinensischer Konflik) oder vom Krieg
bedrohten Regionen (türkisch-kurdischer Konflikt, Iran, Tschad) sowie
mit anderen Problemen, die den internationalen Frieden gefährden
(Atomwaffen, Raketenrüstung, Militärstützpunke, Klimakatastrophe u.v.a.m.).
Die von der AG Friedensforschung organisierten "Friedensratschläge"
haben sich nie als rein akademische Veranstaltungen verstanden.
Friedensforschung und Friedenswissenschaft ist nicht wertfrei, sondern
bezieht begründet Stellung und versucht Einfluss auf die Politik zu
nehmen. Dies verbindet die Wissenschaftler/innen mit den vielen
Tagungsteilnehmer/innen, die aus Friedensinitiativen aus dem ganzen Land
nach Kassel kommen. "Wissensvermittlung und sich mit den neuesten
weltpolitischen Entwicklungen vertraut machen, ist das eine; das andere
ist, aus dem Wissen Konsequenzen zu ziehen und sich friedenspolitisch zu
engagieren", sagt Kongressorganisator Dr. Peter Strutynski. So kommt es
auch nicht von ungefähr, dass von den Kasseler "Ratschlägen" immer
wieder wichtige Impulse für die Friedensbewegung ausgegangen sind.
Ein "Schmankerl" besonderer Art hat der Kongress diesmal anzubieten: Für
alle Teilnehmer/innen, die bereits am Freitag (30. November) nach Kassel
kommen, und für die Kasseler Öffentlichkeit gibt es am Abend (20 Uhr,
Aula der eh. Ingenieurschule) eine Kabarettveranstaltung mit der Gruppe
"Jontef". "Weiber, Wahnsinn und Dämonen" heißt die musikalisch
literarische Revue zum 100. Geburtstag von Literaturnobelpreisträger
Isaac B. Singer. Eine Auswahl seiner Texte steht im Mittelpunkt des
Programms von Michael Chaim Langer, Schauspieler, Sänger und Pantomime,
und Joachim Günther am Klavier. Jiddischer Swing, jüdische Evergreens
aus dem New York der 20er und 30er Jahre und Lieder von Georg Kreisler
geben dem Programm die besondere Note.
Das aktualisierte Programm zum "Ratschlag" erhalten sie auf der Website
der AG Friedensforschung:
www.
Wir würden uns freuen, wenn Sie über den Kongress berichten und ihn
besuchen würden.
Für die AG Friedensforschung:
Peter Strutynski
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