Ignorieren? – Intervenieren? – Sich engagieren!
Friedens-Strategien in einer unfriedlichen Welt
Am 2. und 3. Dezember 2006 findet der 13. "Friedenspolitische Ratschlag" an der Uni Kassel statt. Programm und Einladung
Hier geht es zu einer pdf-Version des Programms: Ignorieren? – Intervenieren? – Sich engagieren!.
"Man kann doch nicht wegschauen" - "Man muss doch etwas tun"
Das sind viel gehörte Äußerungen von Politikern, aber auch von ernsthaft besorgten Menschen, wenn uns wieder einmal Nachrichten von Bürgerkriegen, Gewaltopfern, Massakern und schwersten Menschenrechtsverletzungen erreichen. Beliebte Reaktion darauf: Einsatz von Militär, weil offenbar andere Mittel zu nichts führen oder gar nicht an sie gedacht wird.
Militärische Interventionen suggerieren in konzentrierter Form "tätiges Eingreifen". Wer das ablehnt, dem wird schnell der Vorwurf gemacht, "wegzuschauen" oder wissend Unrecht geschehen zu lassen. Nicht in den Blick geraten Formen des Engagements, die jenseits militärischer Reaktion angesiedelt sind: humanitäre Arbeit im weiten Sinn des Wortes sowie ziviles, gewaltfreies Eingreifen zugunsten der Verteidigung von politischen und sozialen Menschenrechten, der Beendigung von Gewaltkonflikten und des Aufbaus nachhaltiger ziviler Strukturen in ehemaligen Kriegs- oder Bürgerkriegsgebieten.
Der 13. Friedenspolitische Ratschlag soll zu den drei zentralen Begriffen Beiträge leisten:
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Ignorieren? Es soll gezeigt werden, dass die Ablehnung militärischer Optionen nicht bedeutet, akute oder sich anbahnende Gewaltkonflikte zu ignorieren (das berühmte „Wegschauen“), sondern es im Gegenteil darauf ankommt, die Ursachen und Wurzeln von Gewaltkonflikten offen zu legen, d.h. sehr viel gründlicher hinzusehen als dies die Interventionisten tun. Der geeignete Gegenbegriff hieße also: Informieren! Es sollten einige Beispiele guter Kriegsursachenanalysen geliefert werden (Kongo und/oder andere Regionen Afrikas, Naher Osten)
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Intervenieren? Die Herrschenden reagieren auf akute Krisen in der Welt wie der berühmte Arzt bei Moliere: Abführen und Klistier! Auf unseren Fall übertragen: Sicherheitsrats-Resolution (nach Kap. VII) und Entsendung von Militär. Zu diesem Zweck werden seit Jahren die NATO und einzelne Armeen (z.B. die Bundeswehr) „transformiert“ und die EU in eine Militärunion umgewandelt. M.E. käme es darauf an, an Hand von Beispielen die Kontraproduktivität militärischer Interventionen aufzuzeigen, UN- und andere „Missionen“ zu evaluieren. Vor allem auch zu zeigen, dass der sog. „Krieg gegen Terror“ selbst Terror ist. Beispiele gibt es ausreichend: Afghanistan, Irak, Somalia, Haiti, Kosovo ...
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Sich engagieren! Der Militärintervention setzen wir andere Formen tätigen Eingreifens in Gewaltkonflikte oder bei schweren Menschenrechtsverletzungen entgegen. Hierzu zählen etwa: Humanitäre Hilfe (z.B. durch nachhaltige Programme Seitens medico international), „zivilgesellschaftliche“ (ich mag den Begriff nicht sonderlich!) Kontakte, nicht-diskriminierende Diplomatie, nachhaltige Entwicklungspolitik, Bekämpfung neoliberaler Weltwirtschaftsbeziehungen, Schaffung kollektiver Sicherheitsstrukturen u.v.a.m.
Programm
Samstag, 2. Dezember
Anmeldung: Ab 11 Uhr
12.00-14.30 Uhr: Eröffnungsplenum-
Eröffnung und Begrüßung: Ignorieren? Intervenieren? Sich engagieren!
Dr. Peter Strutynski, AG Friedensforschung Uni Kassel -
Die UNO und das Völkerrecht stehen auf dem Spiel
Prof. Dr. Norman Paech, Hamburg -
Krieg gegen Iran? Die drohende Katastrophe
Dr. Bahman Nirumand, Berlin -
Feindbild Islam
Dr. Sabine Schiffer, Institut für Medienverantwortung (IMV), Erlangen
14.45- 17.00 Uhr: Parallele Foren, Arbeitsgruppen und Workshops
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D1: Diskussionsrunde zum Referat von Norman Paech
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D2: Diskussionsrunde zum Referat von Bahman Nirumand
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D3: Diskussionsrunde zum Referat von Sabine Schiffer
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F 1: Der 11. September und seine Folgen für den Nahen und Mittleren Osten
Dr. Matin Baraki, Marburg
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F 2 Der israelisch-palästinensische Konflikt
Dr. Reiner Bernstein, München
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F 3: Irak: Wie weiter nach dem gescheiterten Krieg?
Joachim Guilliard, Heidelberg
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F 4: Venezuela: Soziale Umgestaltung und internationales Krisenpotential
Malte Daniljuk, Berlin
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F 5: Nicht-militärische Interventionen: Zu den Sanktionsmöglichkeiten der Vereinten Nationen
Uli Cremer, Hamburg
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F 6: Nächster Interventionskandidat Sudan?
Lühr Henken, Hamburg
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F 7: Rüstung und "Stamokap": Wie der EADS- Konzern eine ganze Region drangsaliert
Horst Bethge, Hamburg
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F 8: "Spart endlich an der Rüstung!" oder: Das Einfache, das so schwer zu machen ist
Arno Neuber, Karlsruhe
17.15 – 18.45 Uhr: Plenum
Zivil oder mit Militär? Deutschland und der Nahe Osten
Podiumsdiskussion mit Werner Ruf, Arne Seifert, Botschafter a.D., Judith Bernstein (München), Raif Hussein (Hannover), Vorsitzender der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, Heike Hänsel, MdB-DIE LINKE
19.00 – 20.30 Uhr Abendessen
Anschließend: Small Talk
Sonntag, 3. Dezember
9.00 Uhr: Plenumsvortrag
Ist Nächstenliebe antisemitisch?
Plädoyer für eine Umkehr zu einem friedlichen Nahen Osten
Prof. Dr. Rolf Verleger, Lübeck
10.00 – 11.45 Uhr: Foren, Arbeitsgruppen, Workshops
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D4: Diskussionsrunde zum Referat von Rolf Verleger
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F 11: Den Legitimationsversuchen imperialistischer Kriege den Boden entziehen!
Prof. Dr. Ernst Woit, Dresden
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F 12: Private Militärunternehmen führen Krieg - weltweit
Wolfgang Kirstein, Hamburger Forum
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F 13: Lateinamerika: Aufbruch ins Ungewisse?
Harri Grünberg, Berlin
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F 14: Die Neugründung Boliviens? Stand der Reformen und der Widerstand der traditionell Mächtigen
Tanja Ernst, Uni Kassel
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F 15: Heroische Männer - friedfertige Frauen? Geschlechterordnung und Konfliktbewältigung in den "Neuen Kriegen"
Dr. Ljiljana Verner, Hannover
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F 16: Globalisierung von unten – Ein Beitrag zum Frieden?
Dr. Erhard Crome, Berlin, Rosa-Luxemburg-Stiftung
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F 17: Humanitäres Engagement – ohne Waffen, aber effektiv
N.N., medico international
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F 18: Atomwaffenverzicht ins Grundgesetz!
Bernd Hahnfeld, Richter a.D., Reiner Braun, IALANA
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F 19: Das "Weißbuch" der Bundesregierung: Ein Anschlag auf Frieden und Demokratie?
Lühr Henken, Hamburg, Kolja Müller, Bad Soden, Mitglied im DGB-Landesjugendvorstand Hessen
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F 20: PR-Strategien der BW in Zeiten von Ausbildungsmangel und Hartz IV
Heiko Humburg, Hamburg
12.00 – 13.45 Uhr: Plenum
Ein neuer Anlauf?
Kann die Europäische Union an der deutschen Präsidentschaft genesen – oder kommt alles noch schlimmer?
Mit Dr. Thomas Roithner (Wien), PD Dr. Johannes M. Becker (Marburg), Monika Knoche (MdB), Tobias Pflüger (MdEP), Prof. Dr. Jörg Huffschmid, Bremen
13.45 Uhr: Schlusswort
Veranstalter:
AG Friedensforschung an der Uni Kassel
Verantw.: Dr. Peter Strutynski
Informationen:
P. Strutynski, Uni, FB 10, Nora-Platiel-Str. 5, 34109 Kassel; Tel. 0561/804-2314 (oder 804–2875), FAX 0561/804-3738
E-mail: strutype@uni-kassel.de
www.
Hinweise
Anmeldung:
e-mail:
strutype@uni-kassel.de
Tagungsbeitrag:
30,00 EUR bzw. 12,00 EUR (ermäßigt)
Beim Tagungsbüro zu entrichten.
Abendessen
am Samstag (2.12) ist im Tagungsbeitrag enthalten
Unterkunft:
Wir bemühen uns auf Wunsch um Privatquartiere und empfehlen eine frühzeitige Reservierung in der Jugendherberge Kassel, Schenkendorfstr. 18, 0561/776455, 776933, FAX 776832
Auch Hotelreservierungen bitte selbst vornehmen:
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- Novostar, Holländische Str. 27; Tel.: 0561/80769-0
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Seidel, Holländische Str. 29; Tel.: 0561/86047
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Hotel KÖ 78 Garni: Kölnische Str. 78, Tel. 0561/71614, FAX 17982
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Hotel am Rathaus: Wilhelmstr. 29, Tel. 0561/97885-0, FAX 97885-30
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Hotel Alt Wehlheiden: Kohlenstr. 15, Tel. 0561/24268, FAX 24231
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City-Hotel, Wilhelmshöher Allee 38, Tel. 0561/7281-0, FAX 7281-199
Weitere Informationen:
Tourist-Information Kassel, Tel. 0561/34054
Spenden:
Kasseler Forum für den Frieden e.V., Kt. Nr.: 065508, Kasseler Sparkasse (BLZ 520 503 53)
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