Flutkatastrophe mahnt: Andere Prioritäten setzen!
Bundesregierung "Pakt angeboten" - Eine Presseerklärung aus der Friedensbewegung
Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemeldung aus der Friedensbewegung zur Flutkatastrophe in Südostasien.
Pressemitteilung
Flutkatastrophe mahnt: Andere Prioritäten setzen!
-
20 Mio. Direkthilfe: begrüßenswerter, aber nicht ausreichender Schritt
- Verzicht auf Eurofighter brächte viel mehr
- Sofortiger Schuldenerlass gefordert
- Probleme der Welt mit Militär nicht lösbar
- Der Bundesregierung Pakt angeboten
Zu den Folgen der verheerenden Flutkatastrophe für die Politik stellen
Anne Rieger und Peter Strutynski vom Bundesausschuss Friedenratschlag fest:
Kassel/Stuttgart, 30. Dezember - Während die Zahl der Todesopfer ständig
steigt – das Rote Kreuz geht inzwischen von über 100.000 Toten aus – und
die Folgeschäden der Flutkatastrophe im indischen Ozean auf viele
Milliarden Euro geschätzt werden, stocken die Regierungen der reichsten
Industrieländer ihre Hilfszusagen nur zögerlich auf. Die Ankündigung des
Bundeskanzlers, die zunächst in Aussicht gestellten lächerlichen 3 Mio.
Euro auf 20 Mio. zu erhöhen, ist ein begrüßenswerter, aber keineswegs
ausreichender Schritt. Wenn Außenminister Fischer davon spricht, „alle
unsere Ressourcen nutzen“ zu wollen, „um dort hilfreich zu sein“, dann
gehört mehr dazu als 20 Mio. Euro und der wohlfeile Appell, auf die
Silvesterfeuerwerke zu verzichten.
Ein großer Teil der zugesagten 20 Mio. Euro dürfte allein für die
Evakuierung deutscher Touristen aus den betroffenen Gebieten
aufgebraucht werden. Deutschland verfügt über weit mehr „Ressourcen“.
Die private Spendenbereitschaft der Bevölkerung ist nach Aussage der
Hilfsorganisationen sehr groß. Daran sollte sich die Bundesregierung ein
Beispiel nehmen und nach dem Prinzip verfahren: Klotzen statt kleckern!
Der Verzicht auf einen einzigen Eurofighter brächte 85 Mio. Euro. Es
dürfen aber auch mehr dieser teuren Militärflugzeuge sein, auf die
zugunsten dringend benötigter Katastrophen- und Entwicklungshilfe
verzichtet werden kann. Vertraglich ist das möglich, denn für die dritte
Tranche des Eurofighters wurden keine Vorfestlegungen getroffen.
Völlig unzureichend ist auch das vom Kanzler in Erwägung gezogene
„Schuldenmoratorium“ für die Staaten der Krisenregion. Insbesondere für
Indonesien, Sri Lanka und Somalia muss ein sofortiger und vollständiger
Schuldenerlass verkündet werden. Wir erinnern daran, dass die
Bundesregierung im Fall des Irak schnell bei der Hand war, auf 80
Prozent der irakischen Verbindlichkeiten zu verzichten – u.a. um einer
Forderung der Krieg führenden USA zu entsprechen.
Die Flutkatastrophe in Südostasien mit ihren Auswirkungen bis nach
Afrika ist eine ultimative Mahnung, dass die kommenden Herausforderungen
dieser Welt nicht militärischer Art sind. Umweltkatastrophen, von
Menschen verursachte ökologische Schäden, Raubbau an den Naturschätzen
dieser Erde sowie die sich vertiefende soziale Kluft zwischen Armut und
Reichtum bedrohen die Sicherheit der Menschen in allen Erdteilen.
Angesichts dessen ist es ein Skandal, dass im vergangenen Jahr die
weltweiten Rüstungsausgaben 879 Milliarden US-Dollar (Quelle SIPRI)
betrugen, während nicht einmal ein Zehntel des Betrags (68 Mrd.) für
Entwicklungshilfe ausgegeben wurde.
Der Bundesausschuss Friedensratschlag stellt fest: Die Welt – und auch
die Bundesrepublik - braucht keine militärischen Kampftruppen,
Eurofighter oder Raketenabwehrsysteme, sondern humanitäre Einsatzkräfte,
die bei Krisen wirklich helfen können. Naturkatastrophen können nie
vollkommen verhindert werden. Aber mit Frühwarnung und Krisenvorsorge,
ökologischer Nachhaltigkeit und einem mehr an sozialer Gerechtigkeit
könnten die Folgen solcher Katastrophen entscheidend gemindert werden.
Daher plädiert die Friedensbewegung für eine zivil-politische Umkehr im
Neuen Jahr und schlägt der Bundesregierung einen Pakt vor: Als Bürger
verzichten wir gern auf die Silvesterböller morgen. Verzichten Sie auf
die "Ganzjahresböller", die jährlich für Rüstung und Krieg verschleudert
werden.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Anne Rieger, Stuttgart (Sprecherin)
Peter Strutynski, Kassel (Sprecher)
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