Aufhören - jetzt! pax christi für die sofortige Einstellung der Bombardierung Afghanistans
Erklärung des Geschäftsführenden Vorstands
Die Militärschläge zur Ergreifung des Terroristen Bin Laden und seiner Helfershelfer
gegen Ziele in Afghanistan haben sich mittlerweile zu einem Krieg gegen dieses
Land mit dem erklärten Ziel der Beseitigung der Regierung der Taliban entwickelt.
Die eingesetzten Waffen bedrohen und treffen immer mehr die Zivilbevölkerung und
führen zum Anschwellen der Flüchtlingsströme. Die politischen Begründungen für
den Beginn und die Fortsetzung des Krieges werden immer unglaubwürdiger; die
politischen Perspektiven für die Zeit danach nicht klarer, eine friedliche Zukunft
nicht leichter erreichbar.
Deshalb fordert pax christi die deutsche Bundesregierung auf, für ein sofortiges
Ende der Kriegshandlungen einzutreten, um eine Rückkehr zu diplomatischen und
politischen, polizeilichen und juristischen Mitteln der Bekämpfung des weltweiten
Terrorismus zu ermöglichen, und zwar unter sofortiger eindeutiger Führung der
UNO. Eine Nation, die immer wieder Menschenrechte und Freiheit als ihre Werte
reklamiert, muss jetzt ihre Glaubwürdigkeit unter Beweis stellen!
Wer nach den schockierenden Terrorangriffen des 11. September eine
"uneingeschränkte Solidarität" mit den Vereinigten Staaten von Amerika als das
Gebot der Stunde empfunden hat, muss spätestens jetzt eine Grenze dieser
Solidarität ins Auge fassen: Deutschland muss den befreundeten Regierungen der
USA und Großbritanniens widersprechen, wenn diese trotz der verheerenden Folgen
und der zunehmenden Eskalationsrisiken die militärischen Schläge in Afghanistan
nicht beenden. · Wer Anfang Oktober die Militäraktionen noch für "maßvoll" und
"verantwortbar" gehalten hat, erfährt jetzt aus immer mehr Medienberichten,
welche furchtbaren Schäden angerichtet werden: Deutschland muss gegen die
weitere Bombardierung protestieren, die Wohngebiete, Versorgungseinrichtungen,
Lager von Hilfsorganisationen getroffen hat, gegen Streubomben, die viele zivile
Opfer fordert und vermintes Land zurücklassen, gegen die ungeheure Verschärfung
des Flüchtlingselends. · Wer zu Beginn noch die Hoffnung hatte, der "Gegenschlag"
sei "zielgenau" und könne dazu führen, die Terroristen sowie ihre Hintermänner und
Helfershelfer unschädlich zu machen, muss jetzt erkennen: Während die Nationen
der Antiterrorkoalition sich immer mehr in die Gewaltspirale im Mittleren Osten und
in gefährliche Bündnisse verstricken, ist Gerechtigkeit für die Opfer des 11.
September nicht hergestellt, ist das Leben der Menschen in den westlichen Ländern
nicht sicherer geworden. · Wer im Rahmen des ausgerufenen "Bündnisfalls" auch
einen militärischen Beitrag Deutschlands für notwendig angesehen hat, muss jetzt
davon Abstand nehmen. In der gegenwärtigen Lage sind einzig und allein massive
Hilfsmaßnahmen für die Betroffenen in Afghanistan und die Einrichtung von
Schutzzonen notwendig im Sinne des Wortes, damit nicht immer mehr Menschen
zwischen den Fronten der Taliban und der Nordallianz sowie den Bombenangriffen
zerrieben werden. · Wer in der ersten Zeit des Entsetzens und der Trauer nach den
Terroranschlägen noch eine klare Linie zwischen "Gut" und "Böse" ziehen mochte,
muss spätestens jetzt erkennen: So eindeutig sind Recht und Unrecht nicht verteilt.
Die Ursachen des Terrorismus und die Wege zu seiner Überwindung sind sehr
komplex und die Militärschläge dazu untauglich.
In der Überzeugung, dass jedes Menschenleben kostbar ist, fordern wir von der
Bundesregierung in der gegenwärtigen Situation:
-
Initiativen für ein Ende der militärischen Aktionen
- Hilfsmaßnahmen für die
Flüchtlinge
-
Die Unterstützung der Bestrebungen für ein UNO-Strafrecht (einen
International Criminal Court)
-
Die Einberufung einer internationalen
Anti-Terror-Konferenz.
Bad Vilbel, 30. Oktober 2001
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