Wo bleibt die rot-grüne Menschenrechtspolitik?
Eine Presseerklärung von Watch Indonesia
Berlin, den 09.05.2001
"Es gibt aus unserer Sicht leider nicht den geringsten Anlass, die
Menschenrechtspolitik der rot-grünen Regierung bezüglich Indonesiens und
Ost-Timors in einem besseren Lichte zu sehen als wir die unsägliche
Männerfreundschaft zwischen Kohl und Suharto sehen mussten," erklärte
Watch Indonesia! heute in einem Brief an den SPD-Abgeordneten Rolf
Stöckel.
Stöckel hatte in einer Debatte über die Menschenrechtspolitik im
Deutschen Bundestag den "intensiven Dialog [der Bundesregierung] mit
Nichtregierungsorganisationen [...] während der Osttimorkrise und
spezifische Konsultationen, zum Beispiel mit dem Forum Menschenrechte
zur Vorbereitung der VN-Menschenrechtskommission" hervorgehoben (164.
Sitzung, 5.4.01). Die an diesen Konsultationen beteiligte
Menschenrechtsorganisation Watch Indonesia! fühlt sich durch die
Äußerungen als Kronzeuge für Stöckels Standpunkt benutzt, der selbst an
keinem der Gespräche teilgenommen hat, sondern sein Wissen offenkundig
aus der Lektüre des Menschenrechtsberichtes der Bundesregierung bezog.
Wie Watch Indonesia! betont, haben die genannten Gespräche zu keinerlei
Ergebnissen geführt. So fand das Thema Indonesien, das vom Forum
Menschenrechte als einer von drei Schwerpunkten der Konsultationen mit
Außenminister Fischer zur Vorbereitung der VN-Menschenrechtskommission
gewählt worden war, nicht einmal Erwähnung in Fischers Reden in Genf und
im Deutschen Bundestag.
Seit Anfang 1999 an die Bundesregierung gerichtete eindringliche Appelle
von Nichtregierungsorganisationen und Kirchen, durch aktives Handeln
eine Eskalation der Gewalt in Ost-Timor zu verhindern, wurden überhört.
Das nach dem Unabhängigkeitsreferendum vom 30. August 1999 von
pro-indonesischen Milizen angerichtete Blutbad kam nicht überraschend,
sondern entsprach exakt den Vorhersagen der
Nichtregierungsorganisationen. Watch Indonesia! bemängelt, dass die
Bundesregierung aus dieser Erfahrung offenbar nichts gelernt hat.
Warnungen vor einer neuerlichen Eskalation der Gewalt in West-Papua und
Aceh werden nicht zum Anlass genommen, die Politik des Abwartens und
Schweigens gegenüber Indonesien zu überdenken.
Die rot-grüne Koalition im Bundestag lehnte einen von der Abgeordneten
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) eingebrachten Antrag zur
Menschenrechtspolitik ab, in dem ein internationaler
Ad-hoc-Menschenrechtsgerichtshof für die in Ost-Timor begangenen
Verbrechen sowie die Entsendung von VN-Sonderberichterstattern nach
Indonesien gefordert wurde. Die Einrichtung eines internationalen
Ad-hoc-Menschenrechtsgerichtshofes war eine der zentralen Empfehlungen
einer VN-Untersuchungskommission, an der Frau
Leutheusser-Schnarrenberger selbst teilgenommen hat und die im Januar
2000 dem VN-Generalsekretär ihren Bericht vorlegte. "Sieht die rot-grüne
Koalition nicht den Widerspruch zwischen dem stolzen Verweis auf die
Beteiligung der deutschen Politikerin Leutheusser-Schnarrenberger an der
VN-Untersuchungskommission und der Ablehnung des auf dem Bericht eben
dieser Kommission beruhenden Antrages der FDP-Abgeordneten
Leutheusser-Schnarrenberger?", fragt Watch Indonesia!
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