Angola: Freiheit für Rafael Marques
Ein Aufruf von War Resisters’ International zum Zag der Menschenrechte
Am 10. Dezember wird der Internationale Tag der Menschenrechte begangen. Aus diesem Anlass veröffentlichte War Resisters’ International folgende Erklärung:
War Resisters’ International, das internationale Netzwerk pazifistischer
und antimilitaristischer Organisationen mit 80 Mitgliedsorganisationen in
40 Ländern weltweit, fordert Freiheit für den angolanischen
Friedensaktivisten und Journalisten Rafael Marques, und ruft zur
Unterstützung der angolanischen Friedensbewegung allgemein und von
Deserteuren egal welcher der bewaffneten Gruppen im besonderen auf.
Angola ist ein Land, das sich seit mehr als 25 Jahren im Krieg befindet,
nur kurz unterbrochen von einem Waffenstillstandes zwischen der
angolanischen Regierung und den RebellInnen der UNITA und der FLEC. Als
Folge dieses Krieges starben bisher mehr als Hunderttausend Menschen, wird
der Reichtum des Landes in Waffen umgewandelt, während mehr als 70% der
Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. Die Ressourcen des Landes
werden geplündert um den Krieg anzufeuern Öl auf Seiten der MPLA-Regierung
kämpft gegen Diamanten auf Seiten der UNITA-RebellInnen. Das ist nur
möglich durch die Unterstützung internationaler Ölkonzerne, die in
Partnerschaft mit einigen westlichen Regierungen in Angola arbeiten.
Alle bewaffnete Kräfte die Armee der Regierung ebenso wie UNITA und
FLEC nutzen Methoden der Zwangsrekrutierung, um ihre Reihen zu füllen.
Junge Männer und Jungen (bis hinunter zum Alter von 14 Jahren) werden
gruppenweise in einer der bewaffneten Gruppen gezwungen, und wenn es ihnen
gelingt, aus einer der bewaffneten Gruppen zu fliehen, können sie zum
Dienst in einer anderen gezwungen werden.
Rafael Marques, ein bekannter Friedensaktivist und Journalist, wurde am 16.
Oktober 1999 festgenommen und 41 Tage später freigelassen. Erst kurz vor
seiner Freilassung wurde er förmlich angeklagt. Ihm wird, gemeinsam mit
Aguiar Dos Santos, Direktor der angolanischen Wochenzeitung »Agora«,
“Diffamierung des Präsidenten” vorgeworfen, aufgrund eines Artikels von
Rafael Marques, der im Juli 1999 in Agora veröffentlicht wurde. In diesem
Artikel bezeichnete Rafael Marques den angolanischen Präsidenten José
Eduardo dos Santos als einen Diktator.
Beide wurden zunächst am 31. März 2000 verurteilt; Rafael Marques zu sechs
Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von US$ 50.000, Aguias dos Santos zu
zwei Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von US$ 7.000. Der Richter in
diesem Verfahren war ein sogenannter ‘Volksrichter’ ohne juristische
Ausbildung, der gleichzeitig Offizier des angolanischen Geheimdienstes war.
Am 27. Oktober 2000 urteilte das Oberste Gericht Angolas in der Berufung
der Angeklagten. Rafael Marques’ Gefängnisstrafe wurde bestätigt, doch die
Geldstrafe wurde auf US$ 8.500 reduziert, zuzüglich US$ 8,50 pro Tag für
sechs Monate für Gerichtskosten. Die Strafe wurde für fünf Jahre zur
Bewährung ausgesetzt. Während dieser Zeit darf Rafael Marques nicht
öffentlich sprechen oder schreiben, noch darf er reisen.
Dos Santos’ zweimonatige Gefängnisstrafe wurden ebenfalls bestätigt, seine
Geldstrafe wurde auf US$ 4.250 reduziert. Die Strafe wurde für drei Jahre
zur Bewährung ausgesetzt, und es ist ihm erlaubt zu reisen.
Die besonderen Massnahmen gegen Rafael Marques das Verbot zu reden, zu
schreiben und zu reisen zielen eindeutig darauf ab, einen der
engagiertesten Friedensaktivisten in Angola zum Schweigen zu bringen.
Obwohl kürzlich von Präsident José Eduardo dos Santos eine Amnestie
erlassen wurde, so scheitert diese Amnestie doch darin, auch
JournalistInnen einzubeziehen, und amnestiert stattdessen Vergewaltiger und
Kriegsverbrecher.
Rafael Marques gehörte zu den InitiatorInnen des »Manifestos für Frieden in
Angola« vom Juli 1999. Dieses Manifest fordert einen sofortigen
Waffenstillstand und ruft auf zu einem Frieden durch Dialog, der durch die
entstehende zivile Gesellschaft Angolas vermittelt werden soll.
Rafael Marques sollte die angolanische Friedensbewegung bei der Konferenz
der War Resisters’ International zu Nonviolence and Social Empowerment, die
vom 18.24. Februar 2001 in Indien stattfinden wird, vertreten. Das letzte
Urteil macht dies unmöglich, und stellt daher nicht nur einen Versuch dar,
die angolanische Friedensbewegung zu schwächen, sondern ist auch eine
Verletzung der Menschenrechte.
Daher fordern wir:
-
für Rafael Marques die Anerkennung grundlegender Menschenrechte: des
Rechtes zu schreiben, zu veröffentlichen, öffentlich zu sprechen und zu
reisen wie es ihm beliebt; am dringendsten zur internationalen Konferenz zu
Nonviolence and Social Empowerment in Indien;
-
von der angolanischen MPLA-Regierung, der UNITA und der FLEC: einen
sofortiger Waffenstillstand und den Beginn eines Friedensprozesses, wie er
im »Manifesto für Frieden« skizziert ist;
-
von der internationalen Friedens- und Menschenrechtsbewegung:
Unterstützung für die angolanische Friedensbewegung und Druck auf unsere
eigenen Regierung, die Unterstützung des Krieges in Angola zu beenden.
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