Friedensbewegung zum Hiroshima-Tag: Atomwaffen abschaffen - Aus der Kernenergie aussteigen - Aktionen im ganzen Land
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
Anlässlich des Gedenkens an Hiroshima und Nagasaki, die vor 68 Jahren von Atomwaffen zerstört wurden, finden in über 60 Städten der Bundesrepublik Deutschland Aktionen der Friedensbewegung statt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die mehrtägigen Aktionen vor dem Atomwaffenstützpunkt Büchel.
Hinweise hierzu auf der Aktionsseite:
www.atomwaffenfrei.de
Eine Übersicht über die Aktivitäten der Friedensbewegung von Kiel bis München, von Aachen bis Rostock gibt es hier:
www.friedenskooperative.de
Hiroshima und Nagasaki ...
Am Morgen des 6. August 1945 warf ein Bomber der USA-Luftwaffe die erste Atombombe der Geschichte auf die japanische Stadt Hiroshima. In Bruchteilen von Sekunden verwandelten die ungeheure Explosion und die unmittelbar folgenden Feuerwellen die Stadt mit ihren 350.000 Einwohnern in ein gigantisches Inferno. Drei Tage später, am 9. August, wurde auf Anordnung des damaligen US-Präsidenten Truman eine weitere Atombombe auf die Stadt Nagasaki geworfen. In diesen beiden Städten starben mehr als 100.000 Menschen sofort. 400.000 Menschen starben bis heute auf schreckliche Weise an den Folgen der atomaren Verseuchung.
Seit dem Abwurf der US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 gehört der Kampf für die Abschaffung aller Atomwaffen zu den zentralen Zielen der Friedensbewegung in allen Ländern der Welt. Denn anders als bei anderen Kriegswaffensystemen ist bei einem Einsatz von Atomwaffen die gesamte Existenz der Menschheit bedroht.
... und Fukushima mahnen
Im März 2011 kam es in Japan zum bislang schwersten atomaren Unfall seit Tschernobyl (1986). Die Reaktorblöcke 1 bis 4 des Kernkraftwerks Fukushima wurden vollständig zerstört; erhebliche Mengen radioaktiver Stoffe wurden freigesetzt und machten die Umgebung auf Jahrzehnte unbewohnbar. Auch die zivile Nutzung der Atomenergie ist nicht beherrschbar; Atomkraftwerke müssen stillgelegt werden.
Obamas leere Versprechungen
Die mit dem Amtsantritt von US-Präsident Obama verbundenen Hoffnungen vieler Menschen, dem Ziel, einer „Welt ohne Atomwaffen“ ("global zero") näher zu kommen, haben sich nicht erfüllt. Auch die Beschlüsse der Bundesregierung und des Bundestags für den Abzug der in Büchel stationierten Atomwaffen haben sich als leere Versprechungen erwiesen.
Dabei hat es durchaus ein wenig Bewegung gegeben in der Reduzierung nicht mehr benötigter Atomsprengköpfe. So trat 2011 der sog. Neu-START-Vertrag in Kraft, in dem sich die USA und Russland verpflichten, ihre nuklearstrategischen Trägermittel – U-Boote, Interkontinentalraketen und Langstreckenbomber auf 800 zu halbieren und die Zahl der Sprengköpfe um fast ein Drittel auf 1.550 zu reduzieren. Bezieht man indessen alle atomaren Sprengköpfe (also auch die "taktischen") mit ein, so verfügen die beiden Nuklear-Großmächte zusammen immer noch über 16.200 Atomwaffen; hinzu kommen weiter 1.100 Sprengköpfe der anderen Atommächte Frankreich, China, Großbritannien, Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea. Ein furchterregendes Arsenal von 17.300 Atomwaffen, jede für sich genommen größer als die Bombe, die über Hiroshima abgeworfen wurde. Die Menschheit ließe sich damit mehrfach auslöschen.
Außerdem werden die Atomwaffenarsenale modernisiert. Weltweit wurden im Jahr 2012 mehr als 100 Milliarden US-Dollar für die Atomrüstung ausgegeben.
Mit der Lieferung atomwaffenfähiger U-Boote an Israel beteiligt sich Deutschland an der militärischen und atomaren Aufrüstung im Nahen Osten.
Den schönen Abrüstungsworten zum Trotz ist keine der atomaren Supermächte bereit, auf Atomwaffen grundsätzlich zu verzichten. Die Sicherheitsstrategie der USA und das Lissabonner Gipfeldokument der NATO bestehen weiterhin auf dem Besitz von Atomwaffen, die sie gegebenenfalls auch als erste einzusetzen bereit sind.
Dem setzt die Friedensbewegung ihre Forderungen entgegen:
Für eine Welt ohne Atomwaffen und Atomenergie
Atomenergie ist nicht nur gefährlich, sie bildet auch die Grundlage für den Bau von Atomwaffen. Wer also für eine Welt ohne Atomwaffen ist, muss sich mit uns dafür einsetzen,
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dass der Ausstieg aus der Kernenergie vollzogen wird und der Einstieg ins solare Zeitalter gelingt,
- dass die offiziellen atomaren Großmächte (USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China) endlich den Atomwaffensperrvertrag ernst nehmen und ihre Arsenale reduzieren – bis auf Null,
- dass die inoffiziellen Atommächte (Indien, Pakistan, Israel, Nordkorea) zur Abrüstung gedrängt werden,
- dass Staaten, die man des heimlichen Baus von Atomwaffen verdächtigt (z.B. Iran), in regionale Sicherheitsmechanismen einschließlich atomwaffenfreier Zonen einbezogen werden,
- dass die auf dem US-Stützpunkt Büchel lagernden Atomwaffen unverzüglich abgezogen werden.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski
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Öffentliche Fastenaktion in Berlin und Büchel aus Anlass der Gedenktage an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki
Friedensbewegung fordert Abzug der Atomwaffen aus Deutschland sowie eine nuklearwaffenfreie Welt
Pressemitteilung des Internationalen Versöhnungsbundes, 2. August 2013
Ab dem heutigen 2. August werden Mitglieder der Friedensbewegung in Berlin vor dem Bundeskanzleramt für eine Welt ohne Atomwaffen, für die Beendigung der nuklearen Teilhabe Deutschlands und für den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland öffentlich fasten. Diese Fastenaktion wird bis 4. August vor dem Kanzleramt stattfinden und anschließend vom 5. bis 9. August in Büchel in der Eifel, wo noch Atombomben auf deutschem Boden lagern, fortgesetzt werden.
Ab 6. August wird die Aktion durch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Frankreich und Großbritannien zu einem trinationalen Fasten ausgeweitet.
Das Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki findet in Büchel am 11. und 12. August seinen Abschluss in einer 24-Stunden-Musikblockade der Tore des Atomwaffenstützpunktes in Büchel.
Einer der Fastenden ist Dr. Matthias Engelke, evangelischer Pfarrer und Vorsitzender des deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes, der sein Fasten als ein "Bußfasten" versteht und erklärt:
"Ich möchte die Menschen erreichen, die mittelbar und unmittelbar mit Atomwaffen zu tun haben und lade dazu ein umzukehren und gemeinsam den Weg zu gehen, der zu einer atomwaffenfreien Welt beiträgt. Dieser Weg - das habe ich von Jesus von Nazareth gelernt - ist ein Weg des Friedens, wenn er mit Frieden anfängt und nicht mit Abschreckung und Drohung blockiert wird.
Unsere Erde und alle ihre Lebewesen sind bereits seit Jahrzehnten im Schwitzkasten der Atomindustrie, der Atomrüstungsindustrie, der Atomlobby, der Atomwaffenlobby und der militärischen Einheiten zur Lagerung und Anwendung von Atomwaffen und ihrer politischen Führungen. Eine Befreiung aus dieser Unterdrückung ist m. E. nur möglich, wenn wir selbst den Weg der Umkehr gehen und ich erkenne wie ich z. B. mit meinem Schweigen und meiner Untätigkeit mit dazu beigetragen habe, dass diese weltweite Atom-Herrschaft entstehen konnte. Ich vertraue der Kraft der Güte, der Kraft der Wahrheit und der Liebe im gewaltfreien Kampf dem Ziel für eine atomwaffenfreie Welt näher zu kommen. Den politischen Entscheidungsträgern die Zustimmung zu ihrem Atomkurs - gleich ob im militärischen oder im zivilen Bereich - zu entziehen, ist bereits ein Schritt".
Clemens Ronnefeldt
Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes
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