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Zum 6. August 2006: "Hiroshima stellt einen der Tiefpunkte der menschlichen Geschichte dar"

Grußbotschaften zum Hiroshimatag, u.a. von Tadatoshi Akiba, Bundespräsident Heinz Fischer, Dr. Alfred Gusenbauer, Ludwig Hirsch, Elfriede Jelinek, Oskar Lafontaine, Prof. Dr. Werner Ruf, Konstantin Wecker

Alljährlich begeht die Wiener Friedensbewegung den Hiroshima-Tag (6. August) auf dem Wiener Stephansplatz und anschließend mit einem Laternenmarsch zum Teich vor der Karlskirche. Die Aktion in Wien hat eine große Ausstrahlung - nicht nur in Österreich, sondern auch international. In diesem Jahr ist sogar der Sender des Heiligen Stuhls, Radio Vatikan, auf die Aktion aufmerksam geworden und hat am 4. August folgende Meldung in Umlauf gesetzt:
Neue Atomwaffen verhindern, bestehende Atomwaffen verschrotten - das fordern Christen zum Hiroshima-Gedenktag am Sonntag. Die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki sind auch 61 Jahre nach den Atombombeneinsätzen der USA Symbol für die Zerstörungskraft menschlicher Gewalt. 250.000 zivile Todesopfer forderten die Bomben mit den Namen "Kleiner Bub" und "Dicker Mann" im Jahr 1945. Mit dem Krieg im Nahen Osten scheint heute die Gefahr eines Atomkrieges wieder bedrohlich nahe. Was ist zu tun? Alois Reisenbichler von der österreichischen Aktionsgemeinschaft "Christinnen und Christen für die Friedensbewegung" sagte im Gespräch mit Radio Stephansdom, Staaten im Besitz von Atomwaffen müssen mit gutem Beispiel vorangehen und diese vernichten.
"Das ist möglich. Das hat zum Beispiel Südafrika gezeigt. Die haben ihre Atomwaffen verschrottet - und Lateinamerika hat sich zur atomwaffenfreien Zone erklärt. Hier brauchen wir gerade aus dem Süden sozusagen Entwicklungshilfe, damit auch hier im Norden, in den mächtigen Staaten, die Atomwaffen vernichtet werden. Wenn man hier mit gutem Beispiel vorangeht, wird auch die Gefahr, dass neue Atomwaffenstaaten dazukommen, geringer werden."

Im Rahmen der Aktion in Wien wurden auch 2006 wieder Grußbotschaften von (mehr oder weniger) prominenten Persönlichkeiten veröffentlicht. Wir dokumentieren im folgenden eine Reihe solcher Botschaften aus Österreich sowie dem Ausland, von:

Wer alle Grußbotschaften (sie gehen in die Hunderte) nachlesen möchte, kannn das hier tun: www.hiroshima.at.




Grußwort des Wiener Bürgermeisters Dr. Michael Häupl

Friede und Gewaltfreiheit sind in Zeiten, in denen wir wöchentlich von neuen Anschlägen in verschiedenen Teilen der Welt erfahren, leider aktueller denn je. Niemand wird glücklicher sein als ich, wenn es einmal nicht mehr nötig ist, die Stimme für eine atomwaffenfreie und friedliche Welt zu erheben. Die internationalen Nachrichten zeigen uns aber leider ein anderes Bild. Die Bedrohung durch Atomwaffen – seien diese nun mit der Bezeichnung „schmutzig“ oder „einsetzbar“ versehen – ist global gesehen leider eine reale. Ich danke daher der Wiener Friedensbewegung aus ganzem Herzen für ihren Einsatz gemeinsam mit der Hiroshima Gruppe Wien. Das Engagement beweist, dass unsere privilegierte, weil friedliche Lebenssituation uns nicht die Augen dafür verschließt, womit andere Länder nach wie vor den Weltfrieden bedrohen. Ein Krieg oder auch nur die Androhung eines Krieges darf ebenso wenig Mittel der Politik sein wie Terror und Gewalt. Unser Credo war und ist der Diskurs, die Diplomatie und die friedliche Demonstration für unsere Werte.

In diesem Sinne wünsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine pietätvolle und würdige Veranstaltung im Gedenken an die unschuldigen Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.


Message of Tadatoshi Akiba, Mayor, The City of Hiroshima

I am grateful for this opportunity to send a message to the commemorative event for the A-bomb victims of Hiroshima and Nagasaki.
Based on our experience of the world’s first atomic bombing, the city of Hiroshima has appealed continually for the abolition of nuclear weapons and the realization of genuine and lasting world peace. Unfortunately, many communities around the world remain trapped in chains of hatred, violence and retaliation. Our planet still bristles with vast arsenals of nuclear weapons, and the probability of those weapons being used is increasing.

In response to this danger, Hiroshima, along with the nearly 1,400 city members of Mayors for Peace, is conducting an Emergency Campaign to Ban Nuclear Weapons with the goal of eliminating all nuclear weapons by 2020. This year we marked the tenth anniversary of the International Court of Justice advisory opinion stating that “The threat or use of nuclear weapons would generally be contrary to the rules of international law” and that “There exists an obligation to pursue in good faith and bring to a conclusion negotiations leading to nuclear disarmament in all its aspects under strict and effective international control.”
To reaffirm the importance and significance of this opinion, we are issuing our global “Good Faith Challenge” to promote constructive engagement at all levels in the nuclear disarmament process. And, as the Mayors for Peace component, we are demanding of all nuclear-weapon states assurance that they are not and will not in the future target any city with a nuclear weapon.

We who live now on this planet will decide the fate of the human race. In this sense, the commemorative event for the A-bomb victims of Hiroshima and Nagasaki being by those who desire peace in Vienna is profoundly meaningful, and I hereby express my admiration and gratitude to the organizers. I hope you will all continue to remember Hiroshima and work with us to achieve a genuinely peaceful, nuclear-weapon-free world.
I close with my best wishes for the success of the commemorative event for the A-bomb victims of Hiroshima and Nagasaki as well as health and success for all involved.


Roswitha Bachner, Leitende Sekretärin des ÖGB

„Glaubt nicht, ihr hättet Millionen Feinde. Euer einziger Feind heißt - Krieg.“ (Erich Kästner)

Auch 61 Jahre nach den Atombombenabwürfen über Japan hat die Welt offenbar noch nichts dazugelernt. Im Libanon und in Israel fallen Bomben, sterben unschuldige Zivilisten. Und auch 61 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki sind atomare Waffen im Besitz einiger Länder, andere arbeiten an deren Entwicklung, um tatsächliche oder imaginäre Feinde abzuschrecken.

Wir müssen uns daher noch stärker für eine gewaltfreie Welt einsetzen, in der Nuklear- und Massenvernichtungswaffen der Vergangenheit angehören. Arbeiten wir gemeinsam an einer gerechteren Welt, an der Umsetzung nachhaltiger Friedensprozesse. Atombomben haben bis heute ihren Schrecken nicht verloren. Die Überlebenden und ihre Kinder leiden bis heute an den Spätfolgen der Bomben von Nagasaki und Hiroshima, die Menschheit wird nach wie vor durch Nuklearwaffen bedroht. Unser Ziel muss die Entwicklung von Gesellschaften sein, die sowohl die Bereitstellung als auch den Einsatz von Atomwaffen ablehnen, weil er ihrer Verantwortung für diese Welt in Freiheit und Humanität widerspricht.

Das Gedenken an Hiroshima und Nagasaki ist für uns eine zusätzliche Aufforderung sich Tag für Tag einzusetzen, um die politische Institution des Krieges zu überwinden. Gemeinsam mit allen die den Frieden wollen.
Rudolf Hundstorfer, Gf. ÖGB-Präsident; Roswitha Bachner, Leitende Sekretärin des ÖGB; Jürgen Eder, ÖGB-Bundesjugendvorsitzender


Alexander Van der Bellen, Bundessprecher, Die Grünen

Bis heute sind Opfer dieses schrecklichen und traurigen Atom-Krieges zu beklagen. Leider wird auch heute an zahlreichen Orten in der Welt Krieg geführt, unzählige Menschen müssen weiterhin sinnlos ihr Leben lassen. Letztlich sind es die Menschen, die für viele Jahre und im Fall von Hiroshima und Nagasaki sogar Jahrzehnte unter den Folgen des Krieges zu leiden haben.
Durch die aktuelle Diskussion um das Atomprogramm des Iran und die Raketentests Nordkoreas hat das Thema Atomwaffen auch heuer wieder traurige Aktualität erlangt.

Seit Ende des Kalten Krieges und einer Reihe von Abrüstungsverträgen ist die Menge an Atomwaffen zwar kontinuierlich abgebaut worden, die friedenspolitisch notwendige gänzliche Abschaffung der Atomwaffen blieb bis heute leider erfolglos. Zehntausende Atomwaffen existieren nach wie vor, tausende davon werden in ständiger Alarmbereitschaft gehalten und stellen eine unermessliche Bedrohung für die Menschen dar. Mit dem bestehenden Atomwaffenarsenal könnte unsere Welt immer noch mehrfach vernichtet werden.

Trotz aller Bemühungen für einen Atomausstieg wird auch die so genannte zivile Nutzung der Kernenergie weiter fortgesetzt und in vielen Staaten und auch von der EU selbst noch mit riesigen Budgets gefördert. Das Problem der Proliferation, also der unkontrollierten Weiterverbreitung von waffenfähigem Material gibt ebenso weiter Anlass zu großer Sorge, wie auch die Tatsache, dass kein Atomkraftwerk der Welt einem gezielten Terroranschlag mit einer vollgetankten Passagiermaschine standhalten würde. Hinweise, dass Terrororganisationen versuchen in den Besitz von atomarem Material zu kommen, sind alarmierend. Die furchtbaren Anschläge von New York, Madrid, London und kürzlich in Bombay haben schmerzlich in Erinnerung gerufen, wie verletzlich unsere Zivilisation ist.

Wir übermitteln dem Wiener Friedensbüro und all jenen Menschen, die unermüdlich für einen Verzicht von Atomwaffen und den Ausstieg aus der Nutzug der Kernenergie eintreten, auf diesem Wege unseren Dank und unsere Anerkennung. In unseren Gedanken sind wir bei den Angehörigen der zahllosen Opfern der vielen Kriege, die geführt wurden und leider immer noch geführt werden. Wir hoffen sehr, dass es trotz aller Widrigkeiten gelingen möge, einen Verzicht auf Atomwaffen durchzusetzen und einen dauerhaften Frieden für die Menschen zu erreichen.
Wir geben die Hoffnung nicht auf und werden weiterhin alles daran setzen, dass andere Staaten, die EU und letztlich die internationale Staatengemeinschaft die riskante Nutzung dieser Technologie auf allen Ebenen beenden.
Alexander Van der Bellen, Bundessprecher; Eva Glawischnig-Piesczek, stv. Bundessprecherin Die Grünen


Walter Baier, KPÖ

Die Kriege im Nahen und Mittleren Osten drohen sich in zu einem weltweiten Flächenbrand auszuweiten, wenn nicht gelingt, ihre Dynamik zu unterbrechen. Die durch die jüngste israelische Aggression ausgelösten fatalen Ereignisse bestätigen ein weiteres Mal die Hauptthese der Friedensbewegung. Wenn das hinter einem Konflikt stehende soziale, politische und nationale Unrecht nicht bearbeitet wird, so kann ihn keine Macht der Welt - selbst die x-fach übermächtige israelische Militärmaschine, samt ihrem Atomwaffenarsenal und der scheinbar unbeschränkten und bedingungslosen Unterstützung durch die USA aus der Welt brennen. Die Friedensbewegung - auch in Israel - und weitsichtige Politiker wie Bruno Kreisky haben vor Jahrzehnten erkannt, dass nur die wechselseitige Anerkennung der Existenz- und Selbstbestimmungsrechte aller in der Region lebenden Völker, einschließlich des palästinensischen und des israelischen, ermöglicht, Sicherheit zu schaffen, und die Wunden zu heilen. Dies aber ist nun in noch weitere Ferne gerückt.

Weil der tragische Verlauf der Ereignisse die Perspektivlosigkeit des Kriegsparadigma auf die depremierendste Art erweist, ertrage ich auch die kriegsgeilen Kiebitze aller Art immer weniger, die aus sicherer Distanz und über die Leichenberge hinweg dem Militarismus der einen oder der anderen Seite zujubeln.

In unserer Gesellschaft mit ihren antisemitischen, rassistischen und islamophoben Prägungen muss man offensichtlich klarstellen: Der Krieg ist nicht zu verurteilen, weil er der Krieg Israels wäre, sondern weil er das Leben zahlloser Menschen zerstört und eine humanitäre Katastrophe heraufbeschwört; und der Terrorismus ist nicht zu verurteilen, weil es sich um einen palästinensischen oder arabischen Terrorismus handelte, sondern, weil er sich gegen Unschuldige und Unbeteiligte richtet, und damit den wahren Verantwortlichen in die Hände arbeitet.

Offensichtlich, fast zum Mit-den-Händen-Greifen, wird heute die Richtigkeit die von der Friedensbewegung seit je verkörperte Einsicht, dass in der heutigen Welt keine humane Alternative zum Pazifismus existiert. Nicht die PazifistInnen sind die Utopisten des 21. Jahrhunderts, sondern diejenigen, die den Krieg weiterhin als eine irgendwie akzeptable Fortsetzung der Politik betrachten wollen.
Dafür ein Zeichen zu setzen, gibt es kaum einen geeigneteren Anlass als das alljährliche Gedenken der ersten Atombombenabwürfe.


Maga. Gabi Burgstaller, Landeshauptfrau, Salzburg *

Der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki erfolgte am 6. August und am 9. August 1945. Diese Bombenabwürfe haben die Welt verändert.
Das namenlose Leid, das durch die radioaktive Verstrahlung den Überlebenden zugefügt wurde, kann an Bildern ermessen werden und durch Erzählungen tradiert werden. An den Langzeitfolgen der radioaktiven Verstrahlung leiden noch heute mehr als 300.000 Hibakusha, die Überlebenden des Atomangriffs. Und bis heute lebt die Menschheit in Angst vor der atomaren Gefahr, die Bombe wird zu einer apokalyptischen Drohung. "Die Physiker", so Robert Oppenheimer, einer der wichtigsten Physiker seiner Zeit, der den militärischen Auftrag erhielt, die Atombombe zu bauen, "haben erfahren, was Sünde ist, und dieses Wissen wird sie nie verlassen."
Für uns bleibt die wesentliche Frage, inwieweit Wissenschaft durch die Gesellschaft kontrolliert werden muss und soll und militärische Entscheidungen einem ethischen Mindestkodex unterworfen werden müssen, damit ein Weiterbestehen der Menschheit gesichert ist.

Gerade in diesen Tagen führen uns dramatische Fernsehbilder und Berichte aus dem Libanon und aus Israel einmal mehr vor Augen, dass der Krieg auch im 21. Jahrhundert nur wenige Flugstunden von hier die scheinbar "zwangslogische" Fortführung der "Politik mit anderen Mitteln" im Sinne von Clausewitz darstellt. Diese fatale "Logik" war niemals akzeptabel. Sie ist es umso weniger in einer derart vernetzten, interdependenten Welt, wie wir sie heute vorfinden.
Das Wissen um die zentrale Rolle der atomaren Rüstung im Nahostkonflikt einerseits und um neue Militärdoktrinen andererseits, die den "taktischen" Einsatz von Atomwaffen implizieren, muss – der Logik der friedlichen Koexistenz folgend - zur Forderung nach einer globalen Abrüstung insbesondere im Nuklearbereich, in weiterer Folge auch im konventionellen Bereich führen.

Diese Abrüstung im weitesten Sinne hat Hand in Hand mit einer nachhaltigen Stärkung der UNO zu gehen, die rechtlich und materiell mit einem wirksamen Instrumentarium im Dienste der weltweiten Schaffung und Erhaltung des Friedens auszustatten ist. Frieden bedeutet schließlich nicht nur die Abwesenheit von Krieg im formal völkerrechtlichen Sinn, sondern die konsequente und weltweite Umsetzung und Durchsetzung der Grundsätze der UN-Menschenrechtscharta.
Ich danke Ihnen allen für das bekennende Auftreten gegen Krieg und gegen jede Art von Gewaltanwendung. Setzen wir uns täglich für eine friedliche Welt ein, im Kleinen wie im Großen, für eine Welt des Friedens und der Toleranz.

* Landeshauptmann bzw. Landeshauptfrau: entspricht dem Ministerpräsidenten/der Ministerpräsidentin eines Bundeslandes bei uns (in Deutschland); in diesem Fall also des österreichischen Bundeslands Salzburg.


Dr. Alfred Gusenbauer, Bundesparteivorsitzender der SPÖ

Zum 61. Mal jähren sich dieser Tage die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki. Fast 300.000 Menschen mussten damals und in der Folge ihr Leben lassen. Trotz des unfassbar schrecklichen Leids, das durch den Abwurf der Atombomben verursacht wurde, ist die nukleare Bedrohung heute noch immer allgegenwärtig. Abrüstung und Rüstungskontrolle unter der Ägide der Vereinten Nationen muss daher mit allem Nachdruck verfolgt werden, um das Ziel einer von Massenvernichtungswaffen freien Welt zu verwirklichen.

Mehr denn je gilt auch, dass der Primat der Politik vor der Logik militärischer Gewalt kommt. Krieg darf kein Mittel der zwischenmenschlichen Konfliktaustragung sein. Solange sich die Spirale der Gewalt weiterdreht, wird das Blutvergießen kein Ende nehmen. Die jüngste Eskalation zwischen Israel und dem Libanon zeigt dies nur allzu deutlich. Und auch als Mittel im Kampf gegen den Terror hat sich der Krieg als absolut ungeeignetes Instrument erwiesen, sondern im Irak nur zu einer Ausweitung des Terrorismus und zu Instabilität und Chaos in der gesamten Region geführt.

Gerade die Entwicklung in Europa nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs hat gezeigt, dass eine friedliche Einigung und Demokratisierung ohne Waffengewalt möglich ist. Europa kommt damit Beispielwirkung für einen nachhaltigen Friedensprozess ohne Gewalt zu. Frieden im Nahen Osten und ein Ende des Irakkriegs sind von entscheidender Bedeutung, sonst kommt auch Europa nie zur Ruhe. Daher ist eine gesamteuropäische Initiative für Frieden im Nahen Osten und für die Beendigung des Irakkriegs ein Gebot der Stunde.


Jesuit Priest Father John Dear, New Mexico (USA)

As you gather, hundreds of us are also gathering in Los Alamos, New Mexico, USA, the birthplace of the bomb, to denounce all US nuclear weapons as immoral, impractical and sinful. With you, we will speak out so that there will never again be another Hiroshima or Nagasaki. With you, we call upon the United States and other nations to dismantle our weapons of mass destruction, disarm Los Alamos, clean up the environment, feed the world´s hungry, and create a more just world. We will spend August 6th at Los Alamos by taking up the book of Jonah, putting on sackcloth and ashes, and repenting of the sin of war and nuclear weapons. With you, we beg the God of peace for the gift of peace, and promise to give our lives for a new world of nonviolence.

Do not be fooled. The United States is more determined than ever to use its nuclear arsenal. Next year they will be begin new Pit production; in other words, they will remake all their nuclear weapons. Now more than ever, we must all speak out and demand that the United States and all other nations abolish all nuclear weapons, and then abolish war itself. The billions of dollars spent on weapons of mass destruction should be spent on the world´s poor and starving. As people of faith and conscience, our job is to speak up, speak out, take a stand, sit in, and hold up that vision of a new world of peace, a world without war, poverty or nuclear weapons, a new world of nonviolence. Together, let´s pursue that vision and become people of nonviolence, children of the God of peace. Don´t give up, don´t be afraid, don´t be discouraged, and don´t despair. Carry on, and keep on walking the road to peace.
I send all my blessings of love and peace. Very truly yours, Rev. John Dear


Prof. Dr. Ulrich Duchrow, Kairos Europa e.V.

Zu Eurer Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki sende ich Euch solidarische Grüße aus dem ökumenischen Netzwerk "Kairos Europa". Gerade komme ich aus Manila von einer internationalen Konferenz des Reformierten Weltbunds. Dort haben wir ein Dokument verfasst, das den Titel trägt: "Eine ökumenische Glaubensverpflichtung gegen das globale Imperium – Für eine befreite Erdengemeinschaft"
Daraus habe ich Euch Ausschnitte übersetzt, die zeigen, dass Menschen aus allen Erdteilen und Religionen eins mit eurem Widerstand gegen die das gesamte Leben auf diesem Globus bedrohenden Atomwaffen sind:

"Das Imperium hat zwei Gesichter: globale Militarisierung und neoliberale, kapitalistische Globalisierung, die miteinander zusammenhängen. Denn ökonomische Beherrschung und militärische Herrschaft gehören unauflöslich zusammen. Die militärischen Streitkräfte des Imperiums agieren als der 'globale Prügel', um Ordnung und Sicherheit des globalen Marktes aufrechtzuerhalten ...
Neue Systeme von Massenvernichtungswaffen und eine neue Generation von high-tech und nuklearen Waffen werden von den USA entwickelt, im Zusammenhang von elektronischer Kriegführung und unbegrenztem Gebrauch von Nuklearwaffen, einschließlich eines atomaren Erstschlags. Dies unterhöhlt und gefährdet den Kernwaffen-Nichtverbreitungsvertrag und das grundlegende Verbot von nuklearen Erstschlägen ....
Das geheime US-Dokument 'Nuclear Posture Review', das in Auszügen in der zweiten Märzwoche 2002 von den Medien veröffentlicht wurde, offenbart die ehrgeizigen nuklearen Kampfpläne des Pentagon, definiert auf neue Weise die Rolle der Atomwaffen als fundamental für die US-Verteidigungspolitik, gibt der Nützlichkeit von Kernwaffen ein neues Gewicht in der US-Militärdoktrin und –strategie und verändert den Begriff der Abschreckung. 'Erstgebrauch' und 'Erstschlag' stehen nun als große Überschriften auf der nuklearen Tagesordnung der USA. Die Bereitschaft der USA, 'im Fall von unvorhergesehen militärischen Entwicklungen' Atomwaffen einzusetzen, ist eine unheilvolle Bedrohung im Kontext des 'Kriegs gegen den Terror' mit seinen sich ständig verändernden und ausweitenden Zwecken und Zielen....
Das heutige globale US-Imperium mit seinem Geist göttlicher Anmaßung beansprucht absolute Gewalt. Dadurch wird es zu einer Macht, die in Gegensatz zum Evangelium des Lebens tritt, wie es in Jesus, dem Galiläer, offenbar wurde.
Wir verwerfen den US-Anspruch auf unbegrenzte Souveränität, wie sie aus der nationalen Sicherheitsstrategie deutlich wird, die straffreie Verletzung des Völkerrechts und den ungehemmten Unilateralismus der USA ...
Das globale US-Imperium mit seinem messianischen Geist, seinem Selbstverständnis heiliger Bestimmung ('manifest destiny'), die Welt zu retten und sie vom Bösen zu befreien, usurpiert die rettende Rolle Gottes und des auferstandenen Christus.
Darum verwerfen wir die theokratischen und 'christokratischen' Ziele vieler Führungspersonen in Washington D.C. und überall in den USA, die politische Herrschaft im Namen Christi aufzubauen versuchen und die es unterstützen oder tolerieren, der ganzen Welt ein neues christliches Reich der Pax Americana aufzuzwingen.
Das globale US-Imperium beansprucht das Recht zu töten und zu zerstören – in der Annahme dass die Pax Americana ihrem Wesen nach gerecht und gut ist. Die Pose des Imperiums, Freiheit für alle Völker zu bringen, ist eine götzenhafte Anmaßung. Wir schließen ein Bündnis, die dringende Aufgabe weiter zu bearbeiten, die Themen Krieg und Frieden theologisch zu untersuchen, ebenso das Verhältnis von Staat und Kirche im Kontext des Imperiums.
Wir verwerfen den Gebrauch theologischer und biblischer Sprache durch das Imperium, mit der es Kriege und andere ausbeuterische und unterdrückerische Praktiken rechtfertigt. Wir verwerfen die Art apokalyptischen Messianismus unter Christen, die die Bücher Offenbarung Johannes und Daniel missbrauchen, um ihre imperiale Gewalt und die Zerstörung von 'anderen' zu rechtfertigen."

Ich wünsche euch, dass Ihr viele Menschen erreicht und zum Widerstand gegen das menschenverachtende Imperium ermutigt, damit es diese schöne Erde nicht vernichten kann.


Jacques Gaillot, Bischof von Partenia (Algerien)

Die Versammlung am 6. August in Wien ist mehr denn je aktuell.
Der Weg des Friedens ist lang und schwierig. Ihn weiter zu gehen ist ein Dienst für die Menschheit.
Wie sollte man nicht besorgt sein um den Fanatismus einiger Ideologen, die bereit sind, alles zu zerstören, um ihrer Sache willen triumphieren zu können?
Die Atombombe ist nicht nur mächtiger als all die anderen Waffen. Sie kann die Existenz der Menschheitsfamilie gefährden und unseren Planeten unbewohnbar machen.
Der erste Schritt in Richtung einer vom Krieg befreiten Welt ist die Abschaffung aller Atomwaffen.
Wir sind nicht der Fatalität des Krieges unterworfen. Die Zukunft gehört uns.
Es ist an uns, wie wir das Morgen gestalten.


Ludwig Hirsch, Liederschreiber, Sänger und Schauspieler

Bin in Gedanken bei Euch.
Euer Bruder im Geist,
Ludwig Hirsch


Elfriede Jelinek

Die Zeit der atomaren Bedrohung schien mit Ende des Kalten Krieges vorbei zu sein. Aber sie ist jetzt auf ganz andre Weise wieder zurückgekehrt: Die Zahl der Atommächte steigt, und wenn einer diese Waffen hat, will sein Rivale sie auch. Es ist wie im Kindergarten, aber es geht nicht um Kinder, die ohnehin in jedem Krieg, wie die Frauen und alten Leute, die ersten Opfer sind, und es geht auch nicht um Gärten, denn aus blühenden Gärten machen atomare Waffen nichts als Staub. Nur die Mechanismen, die zu der neuen Unübersichtlichkeit der atomaren Aufrüstung geführt haben, sind die gleichen wie die spielender Kinder. Wie absichtslos, aus reinem Trotz, protzen ganze Länder mit ihren Arsenalen. Sie können sich nicht einmal vorstellen, was sie damit anrichten könnten, oder nein: Vorstellen können sie es sich schon, denn man konnte es bereits einmal in der Geschichte, in Hiroshima und dann in Nagasaki, sehen, wenn man nur wollte. Man wollte offenbar nicht. Es hat wenig Sinn, auf ein mögliches apokalyptisches atomares Ende zu starren, wenn man sich letztlich doch nicht vorstellen kann, dass es einmal eintreten könnte. Obwohl man es besser wissen müsste. Günther Anders sagt in "Die Antiquiertheit des Menschen": die Zukunft kommt nicht, wir verstehen sie nicht mehr als "kommende"; wir machen sie. Und indem man sie macht, enthält sie auch ihr eigenes Ende, die Zukunftslosigkeit, in sich. Alles, was wir tun, bleibt, sagt Anders. Daher sind wir heute schon in jeder Minute, die wir leben, auch in der Zukunft. Und diese Zukunft ist und bleibt gefährdet, und damit auch unsere Gegenwart. Ein Feind in der Zukunft ist einer in der Gegenwart, denn er ist jederzeit in Reichweite unserer Waffen, und die gefährlichsten sind die atomaren, die alles auslöschen können, was lebt. Und dieses ewige in Schwebe Gehalten Werden, in Reichweite von Waffen, das ist unsere Gegenwart, an die wir uns offenkundig, trotz der Lehren von Hiroshima und Nagasaki, die andauernd beschworen, aber trotzdem nie gelernt werden, längst gewöhnt haben. Das ist der schreckliche Widerspruch unserer Existenz: Dass wir leben können in Reichweite solcher Waffen, dass wir getroffen werden können, indem wir andre treffen. Die Zukunft scheint kleiner geworden zu sein, kürzer, als wir selbst, und wir sind schon sehr klein, und damit wird auch unsere Gegenwart enger: Indem wir gelernt haben zu leben, als gäbe es keine Zukunft, denn atomare Waffen können das ja jederzeit bewirken. Und damit ist auch unsre Gegenwart verfallen, aber nicht an eine mögliche Zukunft. Sie stürzt in sich (und über uns) zusammen, weil sie das jederzeit könnte, bis nur noch Staub da ist.


Univ.-Prof. Dr. Martin Kalinowski, Hamburg

Die nachhaltigste Lösung, die Gefahr eines neuen Hiroshima zu bannen, besteht darin, eine globale Norm zur Nichtverfügbarkeit von nuklearwaffenfähigen Materialien zu schaffen und die kernwaffenfreie Welt zu realisieren.
Die Technologieverweigerung gegenüber einem einzelnen Land wie dem Iran würde dann weder als Verstoß gegen Artikel IV des NPT aufzufassen sein, noch würde ein Land diskriminiert werden.
Das Ziel einer derartigen Verzichtsnorm müsste es sein, den Zugriff auf direkt waffenfähige Nuklearmaterialien über national kontrollierte zivile Programme unmöglich zu machen. Das sollte die folgenden Maßnahmen beinhalten:
  • Keine Wiederaufarbeitung und keine Plutoniumnutzung mehr.
  • Keine Forschungsreaktoren mehr mit HEU betreiben.
  • Die Bestände an unbestrahltem Plutonium durch Abbrand in geeigneten Reaktoren verbrauchen.
  • Die Bestände an HEU durch Vermischung mit Natururan zu niedrig angereichertem Uran konvertieren.
  • Die Urananreicherung auf internationalisierte Anlagen beschränken.
  • Verbliebene Bestände von HEU und Plutonium in mehrfachen Barrieren lagern, die den Zugriff so schwierig wie möglich machen.
Der Aspekt der Nicht-Diskriminierung durch den NVV müsste auch dadurch realisiert werden, dass die Kernwaffenstaaten ihre Verpflichtung aus Artikel VI einlösen, ihre Kernwaffen zügig und vollständig abzurüsten.
Univ.-Prof. Dr. Martin Kalinowski; Carl Friedrich von Weizsäcker Center for Science and Peace Research, University of Hamburg c/o Fachbereich Chemie


Dr. Alois Kothgasser, Erzbischof von Salzburg

Wie zerbrechlich die Waffenstillstände in vielen Teilen der Erde sind, erleben wir gerade in diesen Tagen schmerzlich. Von echtem Frieden kann leider in vielen weiteren Regionen unserer Erde nicht gesprochen werden. Zunehmend versuchen Staaten, die in regionale Konflikte verwickelt sind, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen, um ihre Macht durch die Bedrohungswirkung nuklearer Waffen zu erweitern. Damit steigt das Risiko, dass diese Waffen auch eingesetzt werden - und die Weltöffentlichkeit ist zu Recht alarmiert. Nichtsdestoweniger symbolisieren auch die Atomwaffenarsenale der bisherigen Atommächte eine Weltordnung, die auf Abschreckung fußt. Hiroshima erinnert uns daran, dass - wer den Einsatz von Atomwaffen erwägt - bereit ist, Zigtausende Menschen - Kinder, Alte und Menschen in der Blüte ihrer Jahre, ohne Unterschied - zu opfern und den Lebensraum für Generationen zu zerstören.

Der Einsatz solcher Mittel kann durch nichts gerechtfertigt werden. Deshalb ist es wichtig, die Erinnerung an Hiroshima wach zu halten. Die Menschen müssen immer wieder bedenken, welcher Abgrund für die Humanität sich auftut, wenn der Einsatz von Atomwaffen auch nur erwogen wird. Das Ziel der Vernichtung aller Atomwaffen muss wach gehalten werden gegen alle scheinbare Plausibilität, dass die Abschreckung Frieden bringen könne. Denn Frieden, der auf Bedrohung aufbaut, ist bestenfalls ein zerbrechlicher Waffenstillstand, aber niemals Friede. Gott bewahre die Menschheit vor atomaren Katastrophen.


Prof. Dr. Knut Krusewitz, Rhöner Friedenswerkstatt

Mit dem Ende des Kalten Krieges verband die internationale Friedens- und Umweltbewegung auch die Erwartung, die Atomwaffenmächte kämen nun endlich ihrer völkerrechtlichen Verpflichtung nach, Verhandlungen zur vollständigen und allgemeinen nuklearen Abrüstung aufzunehmen. Tatsächlich passierte dies: Die USA, die Staaten der NATO und die EU richteten sich bereits unmittelbar nach Ende des Kalten auf einen Langen Krieg ein, der neuen Chiffre der Weltpolitik. Dessen hegemoniales Ziel ist die zügige inner- und weltgesellschaftliche Globalisierung der kapitalorientierten Produktionsweise. Die Profiteure dieser Weltökonomie glauben anscheinend, sie müssten ihre neoimperialistische Durchdringung aller Länder wegen der dadurch ständig verursachten sozialen, ökologischen, finanziellen und kulturellen Krisen auch nuklearstrategisch absichern.

Erst ein solcher Erklärungsansatz könnte verständlich machen, warum die westlichen Neoimperialisten scheinbar unaufhaltsam ein Denken durchsetzen können, das Nuklearkriege als Mittel zur Lösung jener Menschheitsgefahren propagiert, die sie selbst ständig verursachen und verschärfen - vom Weltklimawandel über die Weltarmut bis zur Friedensunfähigkeit der herrschenden Klassen dieser Welt.

Der Wiener Friedensbewegung, namentlich der Hiroshima Gruppe Wien, gebührt Dank, weil sie die Öffentlichkeit auch in diesem Jahr daran erinnern:
  • Die Opfer von Hiroshima und Nagasaki mahnen uns!
  • Sie mahnen uns, immer wieder die Herrschaftsinteressen der Atomwaffenmächte öffentlich anzuklagen, die ihre völkerrechtliche Verpflichtung zur vollständigen und allgemeinen Abrüstung ihrer Atomwaffen seit Jahrzehnten hintertreiben.
Als Leiter der Rhöner Friedenswerkstatt im UNESCO-Biosphärenreservat möchte ich Ihnen für Ihre Erinnerungsarbeit auch an diesem 6. August danken und Ihnen die verdiente öffentliche Anerkennung Ihrer Arbeit wünschen.


Oskar Lafontaine, MdB, Fraktionsvorsitzender DIE LINKE

Mit dem Abwurf der Atombombe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki hatte ein neues Zeitalter von Kriegen mit Massenvernichtungswaffen begonnen. Erstmals war die Menschheit in der Lage, sich selbst zu vernichten. In Hiroshima starben unmittelbar 140.000 Menschen, Zehntausende leiden und sterben bis heute an den Folgen der radioaktiven Verseuchung. Mehrfach, so zum Beispiel während der Berlin- und der Kuba-Krise, während des Korea- und des Vietnam-Krieges, stand seitdem die Welt an der Schwelle eines Atomkrieges.

Der Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen ist faktisch gescheitert, Abrüstungsinitiativen im Bereich strategischer Waffen blieben aus. Ohne Abrüstungsschritte der Atommächte wird die Weiterverbreitung atomarer Waffen nur schwer zu stoppen sein. Im Gegenteil: die Schwelle zum Einsatz von Atomwaffen wird heruntergesetzt. In den US-Kriegführungsstrategien spielen "verkleinerte" Atomwaffen, so genannte "Mini-Nukes", als atomare Gefechtsfeldwaffen eine wichtige Rolle. Die Losung der Friedensbewegung "Kampf dem Atomtod" hat nichts an Aktualität verloren.

Die Linkspartei und die Bundestagsfraktion DIE LINKE. treten dafür ein:
  • Deutschland muss in der Nato dafür eintreten, dass die Mitgliedsstaaten der Nato nicht als Erste atomare Waffen einsetzen; die Doktrin des atomaren Erstschlags muss vom Tisch. Ex-Außenminister Joschka Fischer hatte diese Forderung bereits 1998 erhoben, dann aber rasch einen Rückzieher gemacht.
  • Der Deutsche Bundestag muss die USA auffordern, ihre Atomwaffen umgehend aus Deutschland abzuziehen.
  • Die Bundeswehr darf an keinen strategischen Übungen der Nato teilnehmen, die den Einsatz von Atomwaffen beinhalten.
  • Deutschland soll eine Initiative für ein von Atomwaffen freies Europa – vom Atlantik bis zum Ural – in Gang setzen.
Die Linkspartei und die Bundestagsfraktion DIE LINKE. rufen dazu auf, die Veranstaltungen der Friedensbewegung aus Anlass des 61. Jahrestages des ersten Atombombenabwurfs zu unterstützen.


Veronika Rochhart, Steirische Friedensplattform

Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!
Dieses Bibelzitat kommt mir in den Sinn, wenn ich folgende Tatsachen betrachte:
Israel besitzt Atomwaffen. Das hat Scharon 2004 indirekt zugegeben. 2002 wurde bekannt, dass die USA den Einsatz von Atomwaffen unter bestimmten Voraussetzungen für möglich hält. Israel führt zurzeit einen blutigen Angriffskrieg gegen den Libanon. Die USA liefert zeitgleich 28 Busterbomben mit uranhältigen Sprengköpfen an Israel. Aus Deutschland bekommt Israel zwei hochmoderne U-Boote. Diese können auch Atomraketen abfeuern und haben Reichweiten bis weit in den Iran und Pakistan.
Zugleich wird jedoch dem Iran ein Ultimatum gestellt, er müsse seine Urananreicherung aussetzten.

Ein eklatantes Beispiel eines Messens mit zweierlei Maß wird uns hier vor Augen geführt.
Wenden wir uns entschieden gegen Kriege jeder Art und gegen Regierungen, die mit ihren Waffenlieferungen diese Kriege möglich machen.
Auch ein Schweigen der Staatengemeinschaft zu kriegerischen Aktivitäten - welcher Seite auch immer - lädt Schuld auf uns alle. Brechen wir dieses Schweigen!


Dr. Thomas Roithner, Sozialwissenschafter, Doris Engelmeier, Naturwissenschaftlerin

Die USA und die EU sind dieser Tage wieder besorgt über das Atomprogramm im Iran. Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben im Namen der EU mit dem Iran verhandelt. Zwei dieser drei Staaten sind selbst Atombombenmächte, die nicht nur keinen Willen zur eigentlich verpflichteten Abrüstung haben (gemäß Nichtweiterverbreitungsvertrag NPT), sondern auch jegliche Gespräche über die eigene Abrüstung verhindern. Die Haltung der politischen Eliten der EU hat sich mittlerweile der Haltung der USA angenähert.

Österreich ist mit dem Allparteienbeschluss für ein Bundesverfassungsgesetz für ein „atomfreies Österreich“ (keine Atomwaffen, keine Atomkraftwerke) einen richtigen Weg gegangen. Die so genannte „zivile“ Nutzung der Atomkraft ist angesichts der Potenziale alternativer Energieträger ein unnötiges Großrisiko, welches zudem die Tür zur militärischen Nutzung nicht ausreichend dicht verschließen kann.
Die vom Sektionschef im Verteidigungsministerium Erich Reiter losgetretene Debatte um die EU-Atombombe widerspiegelt allerdings durchaus eine Diskussion, die auf EU-Ebene von Teilen der politischen und militärischen Eliten ernsthaft geführt wird. Das „European Defence Paper“ ist nur ein Ausschnitt der Debatte. Alternative Stimmen finden in den offiziellen Positionen der EU keinen sichtbaren Niederschlag.

Vollständige Abrüstung ist nicht nur eine berechtigte Forderung an den Iran, Nordkorea, Indien oder Pakistan, sondern auch an die 5 offiziellen Atommächte des UN-Sicherheitsrates (USA, Frankreich, Großbritannien, China und Russland) und an Israel.


Prof. Dr. Werner Ruf, Kassel

Islamische Bombe?
Mit diesem kultur-rassistischen Adjektiv wird versucht, uns eine Bedrohung der ganz besonders schrecklichen Art zu vermitteln – ganz so, als ob die zahllosen Opfer von Hiroshima und Nagasaki sich im Nachhinein glücklich schätzen dürften, von einer demokratischen und deshalb zivilisierten Bombe umgebracht worden zu sein.
In Wirklichkeit dient die so geschürte Hysterie dem Zweck, einen Angriff auf den Irak vorzubereiten, der den USA dazu dient, das letzte Erdöl produzierende Land der Region unter ihre Kontrolle zu bringen und dazu gegebenenfalls selbst taktische Atomwaffen einzusetzen.

Nur die Abschaffung aller dieser völkerrechtswidrigen Massenvernichtungsmittel macht die Welt sicherer – ganz gleich mit welchem Etikett sie beklebt werden! Dem Sicherheitsbedürfnis des Iran kann nicht mit immer neuen Drohungen begegnet werden, sondern – als erster Schritt zu einer generellen atomaren Abrüstung, wie sie der Atomwaffensperrvertrag vorsieht – nur durch eine regionale Abrüstung, die auch die pakistanischen und israelischen Atomwaffen einbezieht.


Univ. Prof. Dr. Walter Sauer, Uni Wien

Zunehmende Gefahren eines "großen Krieges", etwa im Nahen Osten, geben immer wieder zu Stimmen Anlass, da wäre es doch sinnvoller, kleinräumige Atomwaffen, so genannte Mini-Nukes, zu forcieren und eventuell zum Einsatz zu bringen. Ein gefährlicher Trugschluss! Damit würde die Spirale des atomaren Wettrüstens nur noch weiter angeheizt und die Hemmschwelle gegen den Einsatz von Nuklearwaffen herabgesetzt.
Der Einsatz von Atomwaffen muss undenkbar bleiben!


Dr. Peter Strutynski, Bundesausschuss Friedensratschlag, Kassel

Es ist schwer, in diesen Tagen die Gedanken nach Hiroshima zu richten und der Hunderttausenden von Opfern zu gedenken, die bei dem Atombombenabwurf am 6. August 1945 entweder direkt getötet wurden oder später an deren Folgen starben. Denn mit der allergrößten Sorge, ja, mit Empörung und Wut schauen wir heute in den Nahen Osten, wo ein Krieg begonnen wurde, der sich zu einem verheerenden Flächenbrand in der ganzen Region ausbreiten kann. Und es ist Israel, das die Hauptschuld an der gegenwärtigen Eskalation im israelisch-palästinensischen und im israelisch-libanesischen Konflikt trägt. Israel, das einstmal angetreten war, all jenen übrig gebliebenen, der Shoa entkommenen Menschen jüdischen Glaubens eine neue, sichere Heimat und eine glücklichere Zukunft zu geben.

Diese Vision wird von einer militärisch gestützten Politik untergraben, die Sicherheit immer nur als Sicherheit "vor den anderen" und nie auch als Sicherheit "der anderen" definiert hat. Seit Jahrzehnten wird unter dem Vorwand der Selbstverteidigung palästinensisches Land besetzt und enteignet und werden die dort lebenden Palästinenser wie Feinde und Menschen zweiter Klasse behandelt, werden angrenzende Länder militärisch in Schach und deren Grenzgebiete "unter Kontrolle" gehalten oder es werden einfach "Sicherheitszonen" in fremde Länder hinein verlagert. Eine solche Politik negiert die Lebensinteressen von Millionen von Palästinensern in Israel, in Jordanien, im Libanon sowie in weiteren Staaten, in denen sich Flüchtlinge aus dem "Heiligen Land" aufhalten.

Natürlich dürfen wir nie vergessen, dass wir, Deutsche oder Österreicher, für die heutige Situation mit verantwortlich sind. Deshalb riskiert, wer die israelische Politik in der Öffentlichkeit kritisiert, hier zu Lande falsch verstanden zu werden. Das hat mit der unheilvollen deutschen Geschichte und der besonderen deutschen Verantwortung gegenüber dem Existenzrecht Israels und dem Lebensrecht der Juden dort und überall in der Welt zu tun. Wir dürfen uns um diese Verantwortung nicht drücken. Unsere Verantwortung ist aber auch dem Lebensrecht derjenigen Menschen verpflichtet, die - unverschuldet - Opfer des jahrzehntelangen israelisch-palästinensischen Konflikts geworden sind. Dazu zählt die israelische Zivilbevölkerung genauso wie die palästinensische oder libanesische Zivilbevölkerung, die seit Wochen unter dem Krieg zu leiden haben.

Daher sage ich gerade an einem solchen Tag: Der neue Nahostkrieg muss so schnell wie möglich beendet werden. Waffenstillstand sofort! Danach Verhandlungen mit allen beteiligten Parteien, auch mit jenen, die von Israel und den USA so leichtfertig als "Terroristen" abgestempelt und zum Abschuss frei gegeben werden. Verhandlungen mit dem Ziel sicherer Grenzen für Israel und Palästina, Libanon und Syrien und mit dem Ziel einer kontrollierten Abrüstung der Region einschließlich des Abbaus der israelischen Atomwaffen.

Und damit sind wir wieder bei Hiroshima. Wer Atomwaffen besitzt, ist auch bereit sie einzusetzen. Israelische Atomwaffen sind um keinen Deut "besser" als russische, amerikanische, chinesische, britische, französische, indische, pakistanische oder nordkoreanische Atomwaffen. Sie gehören alle abgeschafft - und mit ihnen alle anderen Kriegswaffen dieser Welt. Damit wir in Frieden leben können: hier bei uns, im Nahen Osten, in Afrika, überall in der Welt.


Konstantin Wecker

61 Jahre sind eine lange Zeit, und die Friedensbewegung hat das Gedenken an die Kriegsgräuel im öffentlichen Bewusstsein bis zum heutigen Tage verankern können. Das ist ein Erfolg. Das ist gut und wichtig.
Dieser Erfolg birgt aber auch eine Gefahr, und grade in Deutschland können wir diese erkennen. Die Errichtung des Holocaust-Denkmals in Berlin ist zum Beispiel ein Projekt, das man als Kriegsgegner und Antifaschist natürlich nur begrüßen kann. Wenn aber zeitgleich der Holocaust missbraucht wird, und nach dem Motto „Nie wieder Auschwitz – deshalb Militärschlag!“ die Kriegstrommel gerührt wird, dann sehen wir auch deutlich die Gefahren einer verstaatlichten Gedenkkultur, die zwar schockiert zurück blickt, aber vor den Gräueln der Gegenwart die Augen verschließt.

Gegen die Atombombe vor 61 Jahren zu sein, ist eben leichter, als sich gegen die Kriege im Kosovo, in Afghanistan oder jetzt im Irak zu stellen...
Und genau deshalb ist eure Initiative so gut und unterstützenswert: weil sie das Gedenken an Hiroshima wach hält und erneuert, aber das eben als Teil der täglichen Antikriegsarbeit begreift, das Gedenken einbettet in die aktuellen Auseinandersetzungen mit einer sich weltweit militarisierenden Außenpolitik. Dieses Gedenken darf eben nicht rein historisch und schon gar nicht staatlich sein, sondern muss getragen sein von vielen einzelnen dieser derzeit so zielbewusst der Lächerlichkeit preisgegebenen „Gutmenschen“ – von vielen guten Menschen also.

Ein Atombombenabwurf ist in seiner ganzen kühlen Bestialität kaum in Sprache zu fassen, gleichzeitig aber als Ereignis und Symbol extrem wirksam. Ich denke hier an den Bericht einer japanischen Frau, die den Atompilz als kleines Kind in der Ferne sah. Sie konnte natürlich nicht wissen, worum es sich handelte, freute sich in kindlicher Begeisterung nur an der Schönheit der Formen und Farben, und leidet bis heute bitterlich unter dem Konflikt zwischen ihrer unwissenden Reaktion als Kind und dem späteren Wissen um die verheerende Wirkung dieses leuchtend orangenen Feuerpilzes.

Auch wir sind aufgefordert, es uns im Gedenken an dieses gigantische Verbrechen nicht zu leicht zu machen. Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass die heutigen Verbrechen zwar oftmals weniger spektakulär, mit weniger Medieninteresse und in diesem zynischen Sinne vielleicht „professioneller“ von statten gehen. Ein heutiger Krieg ist ja, von den Medienberichten her besehen, eine scheinbar sehr saubere, direkt unblutige Angelegenheit.
Wir aber wissen und müssen es gerade an diesem Tag sagen: dass die Zahl der Opfer in den zahllosen verdeckten und wirtschaftlichen, den unbeachteten und indirekten Kriegen auf dieser Welt weiterhin in die Millionen reicht – und das die Zahl der Opfer steigt, und nicht sinkt!

Hiroshima hat das Zeitalter der Atombombe eingeläutet und stellt einen der Tiefpunkte der menschlichen Geschichte dar. Aber wir haben wenig Anlass, uns heute auf weit darüber liegenden moralischen Höhen zu wähnen. Solange jeden Tag weiter gefoltert, ausgehungert, gebombt und geschossen wird, sind wir, jeder einzelne von uns, moralisch und politisch verantwortlich.
61 Jahre nach der Bombe von Hiroshima stehen wir als Friedensbewegung deshalb immer noch ganz am Anfang. Wir haben das kollektive Bewusstsein erreicht und etwas verändert – aber die Aufgabe, die Politik ebenfalls zu erreichen, zu verändern und den Krieg endlich aus der Welt zu schaffen, liegt noch unberührt vor uns.

Bewegen wir uns also weiter, gegen den Krieg – und für eine gerechte Wirtschaftsordnung.

Mit solidarischen und unbeirrt pazifistischen Grüßen
Konstantin Wecker, "Gutmensch"



Wolfgang Kuhlmann, Düsseldorf *

Ein Grußwort für den Wiener Hiroshima-Tag zu schreiben, ist für mich eine große Ehre, verewigte sich doch im letzten Jahr sogar der österreichische Bundespräsident mit einem solchen. Und überhaupt: was hätte ich Weltbewegendes mitzuteilen?
Recht wenig, will ich meinen.
Ich muss sogar eingestehen, dass mir bis vor wenigen Jahren dieser Gedenktag recht unbekannt war: zu weit entfernt war die atomare Hölle, die US-Streitkräfte damals in Japan entfesselt hatten, zu tief eingeprägt war auch eine der erfolgreichsten Kriegslügen der Weltgeschichte. Die Lüge davon, dass mit diesem Massenmord an Zivilisten - anders würde man es heute nicht bezeichnen - das Ende des Zweiten Weltkriegs in Asien gebracht habe.
Auch heute siechen noch Japanerinnen und Japaner an den Folgen der Atombomben, sterben einen teilweise qualvollen Tod.

Haben wir etwas aus Hiroshima und Nagasaki gelernt?

Bei vielen Menschen kann man sagen, sie haben aus dem Grauen eine positive Lehre gezogen. So ist aus der Bundesrepublik Deutschland bekannt, dass mehr als 90 Prozent der Bundesbürger Atomwaffen für völkerrechtswidrig halten. Dieses sehr subjektive Gefühl trügt sie nicht. Es war erst 1996, als der Internationale Gerichtshof Atomwaffen deutlich herausstellte, dass Atomwaffen gegen jegliches geltendes Recht verstoßen.
Das wiederum störte bundesdeutsche Regierungen gleich welcher Couleur allerdings in keiner Weise dabei, weiterhin US-Atomwaffen auf ihrem Territorium zu dulden. Da passt vortrefflich ins Bild, dass die Bundesrepublik Deutschland 1999 bereits am ersten Angriffskrieg innerhalb Europas, den gegen Jugoslawien, beteiligt war.

Die Unbelehrbaren

Die restlichen 10 Prozent aus der Meinungsumfrage werden sich an der Seite derer wiederfinden, die immer neue Atomwaffen produzieren, ihr geistiges und politisches Potential darauf ausrichten, diese Waffentechnik immer weiter zu verfeinern.
Gemeint ist der Club der Atomwaffen-Staaten unter Wortführung der USA, die sich ein Monopol auf Atomwaffenbesitz angemaßt haben.
Allein, es war für die Katz: individuelles oder staatliche Profitstreben führte dazu, dass Atomwaffen auch in anderen Staaten zu einem Prestige- und Drohprojekt werden, weil sie auf dem Markt der Waffentechnologie verfügbar wurden.
Und – das klingt in der Rückschau auf Hiroshima und Nagasaki besonders erschreckend – einige dieser atomaren Nachwuchsstaaten argumentieren damit, dass sie sich nur so vor einem Angriff durch die US-Regierung schützen können.
Schlimm: diese Befürchtung mag sogar berechtigt sein.

Die US-Regierung ist die nach den Nazis kriegslüsternste Regierung, die der Globus ertragen hat. Der Profit der sie stützenden Konzerne geht ihr über alles – und sie selbst über Leichen. Immer wieder geraten Staaten ins Visier, scheinbar wahllos. Immer wieder erscheinen bereits Bruchstücke künftiger Kriegslügen und verschwinden nach einiger Zeit wieder in der Versenkung. Bis sie wieder hervorgeholt werden.

Millionen von Menschen in diesen potentiellen Feind-Staaten leben unter der Befürchtung, sie könnten die nächsten sein.
Sollten sie es da ihrer eigenen Regierung verübeln, wenn sie nach Atomwaffen strebt, um sich gegen einen Überfall der US-Regierung zu schützen?
Sie sollten nicht nur! Sie müssen!

Wer den Teufel mit dem Beelzebub austreibt, behält man Beelzebub im Haus. Es ist ein Spiel, bei dem man nur verlieren kann. Wer auch immer Atomwaffen in der Hand hält, erweckt Argwohn bei seinen Nachbarn, mag er berechtigt sein oder nicht. Und erzeugt neue Kriegsgefahren.

DU-Munition ist zu ächten

Zum Abschluss sei ein Schlenker in die heutige Zeit, die wiederum eine Kriegszeit ist, und in deren Focus der Nahe Osten mit Olmerts völkerrechtswidrigen Kriegen gegen Palästinenser und Libanesen steht, gestattet:
Es ist schwer zu ertragen, dass die US-Regierung einem Kriegsregime wie es das derzeitige israelische ist, Waffen liefert, doch es sind verbündete Regierungen.
Aber es ist unerträglich, dass sich hierunter Waffensysteme mit Härtung durch abgereichertes Uran (Depleted Uranium, DU) befinden.

Und jetzt schließt sich der Kreis mit der Vergangenheit wieder:
Auch mit abgereichertem Uran versehene sind Atomwaffen, wenngleich die kriegsvölkerrechtliche Definition nicht hierauf anzuwenden ist. Auch die DU-Munition tötet durch Radioaktivität. Dabei ist es unerheblich, dass die Strahlungsintensität wesentlich geringer ist. Mensch und Natur siechen dadurch hin.
Diese Waffen sind eben so massenmörderisch wie die „anerkannten“ Atomwaffen. Sie sind genau so zu ächten, genau so zu bekämpfen. Auch dies ist unsere Aufgabe.

Wenn ich das Grußwort schon nicht wie ein höflicher Mensch mit einem freundlichen Gruß begonnen habe, so möchte ich es nicht ohne solche beenden:
Ich wünsche allen, die sich in Wien zum Gedenken an Hiroshima und Nagasaki versammelt haben, die Kraft zum Kämpfen, zum Kampf der Pazifisten mit friedlichen Mitteln für eine friedliche Welt.
Ich wünsche dies auch allen anderen friedensbewegten Menschen auf der Welt.

Wir müssen diese Welt verändern, statt sie immer neu zu interpretieren - und wir werden es tun.
Wir müssen die Welt nicht ständig neu erfinden - es gibt nur die eine. Wir müssen sie allerdings den Kriegsbetreibern und –profiteuren abtrotzen.
Es ist eine sehr mühsame Angelegenheit, doch vergessen wir nicht: es kommen auch noch Generationen nach uns, die unser Werk fortsetzen werden.

Lasst uns kämpfen in diesem Sinne! Gewaltfrei und mit Phantasie!

* Herausgeber des Newsletters "FriedensTreiberAgentur (FTA)"


Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

Ich danke Ihnen allen, die Sie heute zusammengekommen sind, um der Opfer der Schrecken von Hiroshima und Nagasaki zu gedenken.
Wir alle wissen, dass die Erinnerung an das Grauen von 1945 keine historische "Pflichtübung" ist, sondern dass wir erneut vor den Gefahren atomarer Aufrüstung und Kriegsführung warnen müssen. Als Bundespräsident bin sehr froh, dass Sie den Österreicherinnen und Österreichern durch Ihre Teilnahme, durch Erinnerungen, Mahnungen und Dokumentationen die unfassbaren menschlichen und gesundheitlichen Zerstörungen eines Atombomben-Abwurfes mit seinen Langzeitfolgen nahe bringen.

Es ist wichtig, dass Sie immer wieder auch die Jugend in unserem Land ansprechen. Es ist wichtig, dass Sie alle, denen die Erfahrungen und die Auswirkungen eines Krieges erspart geblieben sind, für die großen Ziele einer Friedenspolitik gewinnen wollen.

Wir haben auch allen Grund, für die Erreichung dieser Ziele einzutreten: Wie nie zuvor in der Geschichte sind die Geschicke der Welt durch internationale Organisationen eng aneinander gebunden. Und dennoch vergeht kein Tag, an dem nicht Bilder von Krieg und Zerstörung, Hass und Gewalt durch die Medien ins Haus geliefert werden.

Nicht weit von uns entfernt, im Nahen Osten, werden kriegerische Auseinandersetzungen mit mörderischen Waffen geführt. Täglich stehen Menschen, darunter in hoher Zahl auch Frauen und Kinder. Auch 4 unbewaffnete Soldaten einer UNO-Friedenstruppe, darunter ein Österreicher sind offensichtlich ums Leben gekommen.

Das ist der Augenblick, wo es wichtig ist, für neue Initiativen einer dringend notwendigen Friedenspolitik einzutreten. Ich habe das in den vergangenen Tagen und Wochen getan, ich werde das auch in Zukunft tun. Wir leben in einer Welt, in der Krieg und die Drohung mit Atomwaffen immer noch als taugliches Mittel der Politik betrachtet werden. Das ist eine Gesinnung, der sich viele Menschen in aller Welt nicht anschließen wollen. Interessenausgleich muss auch ohne Gewalt und Zerstörung erreicht werden können.

Die internationale Gemeinschaft ist bemüht, Kriege zu beenden und in langwierigen Verhandlungen eine Begrenzung atomarer Hochrüstung zu erreichen. Aber je stärker die Bedrohungen und wechselseitigen Ängste sich steigern, desto leichter können Situationen außer Kontrolle geraten und unabsehbare tödliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Ich bin Ihnen gerade in diesen Tagen der Häufung von Kriegsopfern dankbar für Ihr Engagement. Und ich möchte Sie ermuntern, weiterhin in aller Deutlichkeit für eine friedliche Welt ohne Atomwaffen einzutreten!


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