Hitler, die Industrie und das Verbrechen an den Zwangsarbeitern
Rede von Jupp Angenfort* beim Ostermarsch 2001 in Düsseldorf
* Jupp Angenfort ist NRW-Landesvorsitzender der VVN/BdA. Nachfolgende Rede hielt er vor dem ehemaligen "Industrieclub" in Düsseldorf
Hier im Industrieclub trafen am 26. Januar 1932 Hitler, Göring und Röhm mit
Großindustriellen und Bankiers zusammen. Hitler legte in einer Rede seine
Konzeption vor. Er versprach, den Marxismus auszurotten, die Gewerkschaften
zu zerschlagen, die Parteien zu verbieten und demokratische Wahlen
abzuschaffen. Er versprach, die Reichswahlen auszubauen, aufzurüsten und
"Lebensraum im Osten" zu erobern. Industrielle und Bankiers dankten, wie
Presse und Augenzeugen berichteten, "mit lang anhaltendem Dauerbeifall". Von
nun an flossen riesige Spenden an die Nazipartei.
Es müßte hier am Industrieclub eine Tafel angebracht werden mit dem Text:
"Hier bekam Hitler von Großindustrie und Banken Beifall und Geld, hier
wurden die Weichen zum Krieg gestellt."
Während der Tagung des Industrieclubs protestierten Düsseldorfer Arbeiter -
Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten - gegen die Anwesenheit
Hitlers. Sie riefen die Losung: "Hitler, das ist der Krieg!" Sie wurden von
der Polizei auseinandergeknüppelt. Viele Menschen glaubten damals nicht, daß
Hitler Krieg bedeute. Aber die Warnung erwies sich als wahr. Hitler wurde an
die Macht geschoben und der Krieg kam mit all seinen furchtbaren Folgen.
Heute warnen wir erneut: Der Aufbau der "schnellen Eingreiftruppe" im Rahmen
der Bundeswehr und die forcierte Aufrüstung dienen der Kriegsvorbereitung!
Wir fordern deswegen:
-
Die Politik zivilisieren
-
Die Einsatzkräfte auflösen
-
Abrüsten und die freiwerdenden Mittel für soziale und kulturelle Zwecke
verwenden.
-
Von deutschem Boden darf kein Krieg mehr ausgehen!
Die Industriellen, die hier im Jahre 1932 versammelt waren, machten bei
Hitler Karriere. Sie verdienten an Rüstung und Krieg. Viele von ihnen wurden
Wehrwirtschaftsführer. So zum Beispiel der Düsseldorfer Waschmittelfabrikant
Jost Henkel. Er hatte, als Präsident des Industrieclubs, Hitler zum Vortrag
eingeladen. Alle haben sie im Krieg Zwangsarbeiter in ihren Betrieben
schuften lassen.
Die gleichen gesellschaftlichen Kräfte - oftmals sind es sogar die gleichen
Firmennamen - verzögern heute die Auszahlung einer symbolischen
Entschädigung an die noch lebenden Zwangsarbeiter.
Nach 1945 hat der Internationale Gerichtshof in Nürnberg festgestellt: Die
NS-Zwangsarbeit war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Inzwischen sind viele Jahrzehnte vergangen. Neunzig Prozent der ehemaligen
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sind inzwischen verstorben. Die noch
lebenden sind alle in hohem Alter. Soll eine biologische Lösung eintreten?
Das ist unmenschlich, das ist Zynismus!
Die Industriellen, Bankiers und Politiker, die die Auszahlung weiter
verzögern, machen sich zum zweiten Mal schuldig. Wir fordern:
-
Die 5 Milliarden DM, die die Industrie endlich eingesammelt hat, müssen
sofort beim Stiftungsfond eingezahlt werden. Bis jetzt hat die Industrie
noch keinen Pfennig überwiesen.
-
Schluß mit den Verzögerungen. Es darf nicht mehr mit der Zeit gespielt
werden.
-
Der Bundestag muß die Auszahlung beschließen. Er darf sich nicht mehr von
der Wirtschaft diktieren lassen, was er zu tun hat.
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Auszahlung der ja ohnehin nur symbolischen Entschädigung an die noch
lebenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sofort!
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