Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

1. bis 10. Februar 2003

Friedensbewegung in den Medien

Wieder ein Wochenende mit zahlreichen Protestdemonstrationen gegen den Krieg. Am meisten waren es in München, daneben verdienen die Kundgebungen in Bremen und Frankfurt Beachtung. In Indonesien protestierten 100.000 Menschen.

Die Süddeutsche Zeitung titelt am 10. Februar: "35.000 Münchner protestieren gegen drohenden Krieg" und schreibt u.a.:

Alle sind zufrieden: Die Polizei, weil die Proteste „weitestgehend friedlich“ verliefen – und die Demo-Organisatoren, weil München ein Zeichen für den Frieden gesetzt habe.
Insgesamt hätten am Rande der Sicherheitskonferenz annähernd 35.000 Menschen weitestgehend friedlich protestiert, berichtete der Münchner Polizeivizepräsident Jens Viering.
51 Teilnehmer wurden zeitweise festgesetzt, fünf Polizeibeamte verletzt. Über Verletzte unter den Demonstranten wurde nichts bekannt. Politiker von CSU und SPD lobten den friedlichen Verlauf.
Trotz heftigen Schneefalls und Minusgraden versammelten sich am Samstag rund 10.000 Menschen zu einer Hauptkundgebung von Gewerkschaften, Kirchen und politischen Parteien. Anschließend folgten laut Polizei knapp 15 000 Marschierer einem Aufruf linker Gruppierungen.
Die Veranstalter sprachen jeweils von deutlich mehr Teilnehmern. (...)
SZ, 10.02. 2003

Auch die junge Welt beschäftigte sich vor allem mit München und schrieb u.a.:

(...) Den Auftakt der Proteste in München bildete am Freitag abend eine Kundgebung von rund 5000 Menschen auf dem Marienplatz, während sich die Teilnehmer des alljährlichen Stelldicheins internationaler Polit- und Militärstrategen zum Sektempfang im Rathaus versammelten. Tobias Pflüger, Mitglied der Informationsstelle Militarismus und des wissenschaftlichen Beirats von ATTAC, rief dabei unter tosendem Applaus die in Kuwait stationierten deutschen Soldaten zum Desertieren auf. Sie beteiligten sich sonst an einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Wegen seines Appells wurde Pflüger von der Polizei für mehrere Stunden in Gewahrsam genommen.
Bei eisiger Kälte und Schneetreiben gingen am Samstag rund 30000 Menschen gegen einen drohenden Irak-Krieg auf die Straße. 10000 von ihnen waren einem Aufruf von DGB, SPD, Kirchen und SPD-Oberbürgermeister Christian Ude gefolgt, um für den Frieden, nicht aber gegen die NATO-Sicherheitskonferenz zu demonstrieren. Zahlreiche Mitglieder der Gewerkschaft ver.di und der Jungsozialisten zogen anschließend mit ihren Fahnen zum Marienplatz, wo die internationale Großkundgebung gegen die NATO-Sicherheitskonferenz mit rund 20000 Teilnehmern ihren Ausgang nahm.
Der Sprecher des Bündnisses gegen die NATO-Sicherheitskonferenz forderte die mit einem massiven Aufgebot präsente Polizei auf, bei ihrer Suche nach Gewalttätern die »Kriegsverbrecher im Hotel Bayerischer Hof« zu verhaften. Die Forderungen auf den Transparenten reichten von einem »Nein zum Krieg« der Bundesregierung im UN-Sicherheitsrat bis zur Aufforderung, mit Streiks und Sabotage Widerstand gegen den imperialistischen Krieg zu leisten.
Die Massenmanifestation gegen Krieg und Militarismus lief über mehrere Stunden friedlich und ohne größere Zwischenfälle ab. Selbst die Polizeikräfte hielten sich weitgehend im Hintergrund. Dennoch wurden am Wochenende rund 40 Kriegsgegner inhaftiert. (...)
Heftige Kritik übte das globalisierungskritische Netzwerk und Mitveranstalter ATTAC an einem Polizeieinsatz am Freitag abend. Dabei habe die Polizei mit einer brutalen Razzia im Münchner »Convergence Center«, versucht, durch Warnungen und Kontrollen von Demonstrationsteilnehmern den berechtigten Widerstand gegen den Krieg zu kriminalisieren, heißt es in einer Pressemitteilung. Zur Begründung der richterlich nicht abgesegneten Razzia verwies ein Polizeisprecher auf die Gefahr »verabredeter Straftaten«. Bei dem Einsatz wurden rund 200 Menschen stundenlang festgehalten, 22 in Vorbeugehaft genommen. Da nichts gegen sie vorlag, mußten sie am Samstag nachmittag aus der Haft entlassen werden. »Es hat sich erneut gezeigt, daß Gewalt nicht von den Demonstranten ausgeht, sondern von den Plänen der Militärs und Politiker bei der Sicherheitskonferenz«, kommentierte Sarah Seeßlen von ATTAC. (...)
junge Welt, 10.02.2003

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Über die anderen Proteste wusste Spiegel-online zu berichten:

In Frankfurt am Main versammelten sich 2.500 Menschen am Samstag zu einem ökumenischen Friedensgebet auf dem Römerberg. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, appellierte an das amerikanische Volk, die Zustimmung "einem ethisch nicht zu rechtfertigenden Präventivkrieg" zu verweigern. Auch in Bremen protestierten rund 7.000 Menschen gegen einen Krieg am Golf.

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Die Frankfurter Rundschau beschrieb die Veranstaltung der Kirchen in Frankfurt, zu der fast 5.000 Menschen gekommen waren:

Es werden zwischen 4000 und 5000 Menschen gewesen sein, die dem Aufruf der christlichen Kirchen folgten, "Fünf vor Zwölf" (so das Motto der Veranstaltung) ihren Widerstand kund zu tun. "Überlasst Euch nicht einer resignierenden Haltung, widersprecht", mahnte Peter Steinacker, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau. An zwei Unterschriften-Zelten setzten Hunderte ihre Namen in Listen, die "Keine Beteiligung am Krieg gegen den Irak" überschrieben und an die deutsche Bundesregierung adressiert waren: "Wir, die Unterzeichneten, unterstützen die Bundesregierung in ihrem Bemühen, dem Frieden eine Chance zu geben und bitten sie, dies konsequent beizubehalten." "Die Ohnmacht steht uns ins Gesicht geschrieben", eröffnete Bischof Franz Kamphaus seine Rede, "was sollen wir sagen? Es ist, als ob ein riesiges Räderwerk in Gang gesetzt ist." Niemand aber dürfe sich auf Gott berufen, wenn er zum Krieg rüstet. "Wir haben doch erlebt, dass Eiserne Vorhänge auch ohne Krieg zu überwinden sind", sagte Kamphaus und warnte: "Millionen von Menschen hungern, und auf der anderen Seite werden Millionen von Euro in den Sand gesetzt, auch im Irak. Wir finanzieren den Tod, statt das Leben zu fördern." Er kündigte "gewaltlosen Widerstand" an: "Wir stellen uns in den Weg, nicht zuletzt durch das Gebet."
Kirchenpräsident Steinacker rief die Erinnerung wach an die Zerstörung Frankfurts und des Römerbergs im Zweiten Weltkrieg: "Hier war ein Trümmerfeld, ich habe es erlebt." Bis heute werde um die Toten geweint, noch immer seien nicht alle Wunden verheilt. "Hört die Stimme eines Volkes, das Kriege vom Zaun gebrochen hat, das Juden verfolgt und Bombennächte erlebt hat", sprach der Kirchenrepräsentant die amerikanische Nation an - "tut unseren Widerstand nicht einfach so ab". (...)
"Krieg ist keine Fortsetzung von Politik, sondern Ausdruck ihres Versagens", sagte Peter Steinacker unter dem Beifall der Zuhörer. (...)
Aus: Frankfurter Rundschau, 10.02.2003

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Auch in der "Provinz" war wieder allerhand los. Z.B. in Aschaffenburg:

Zum aktiven Widerstand gegen einen Irak-Krieg hat der Aschaffenburger Stadtrat Johannes Büttner von der Kommunalen Initiative (KI) gestern Mittag den Oberbürgermeister, die Stadträte und die Aschaffenburger Stadtverwaltung aufgefordert. Den US-Streitkräften müsse künftig die Zufahrt zum Übungsplatz im Stadtteil Schweinheim verboten werden, sagte er am Samstag Vormittag bei einer Demonstration gegen den Irak-Krieg in der Aschaffenburger Fußgängerzone.
Das Friedenskomitee Aschaffenburg hatte dazu eingeladen. Über 200 Menschen waren gekommen, darunter viele ältere Leute und Kinder mit Protestplakaten mit Aufschriften wie »Tötet keine Kinder!« oder »Wir wollen Frieden!« Büttner forderte »vom Oberbürgermeister ebenso viel Zivilcourage wie die Verfassung es von uns verlangt«. Das Grundgesetz verbietet es, von deutschem Boden aus einen Angriffskrieg vorzubereiten und zu führen. Wenn andere Abhilfe nicht möglich ist, »haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand«, stehe in Artikel 20, Absatz 4.
Es gebe keine völkerrechtlichen Beistandspflichten gegenüber einem Staat, der einen Angriffskrieg vorbereitet und durchführt, meinte auch Reinhold Rückert von der PDS Aschaffenburg. Der Strafanzeige von Wolfgang Gehrke, dem außenpolitischen Sprecher des PDS-Parteivorstands, gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder wegen »Vorbereitung eines Angriffskriegs« sollten sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger anschließen. (...)
Aus: Main-Echo, 10. Februar 2003

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Von einer eindrucksvollen Lichterkette am 7. Februar in Bremen berichtete der "Weser-Kurier" u.a.:

(...) Mehr als 2000 Menschen versammelten sich gestern Abend entlang der Schlachte in Richtung Stephanikirche zu einer Lichterkette. Mit Teelichtern, Kerzen und Fackeln protestierten sie so gegen einen drohenden Krieg im Irak. Zuvor hatte bereits ein Bittgottesdienst im Dom großen Zulauf gefunden. Dom-Mitarbeiter schätzten die Zahl der Teilnehmer auf 1800 – die 700 Sitzplätze des Gotteshauses waren schnell besetzt, viele Menschen standen und saßen in den Gängen. Der ökumenische Gottesdienst stand unter dem Motto „Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“. Neben vielen anderen appellierten Louis Ferdinand von Zobeltitz, Pastor und Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, und Ansgar Lüttel, Propst der katholischen Gemeinde, an die Politiker, den Frieden zu erhalten. Das berühmte Wort des Propheten Micha von den Schwertern, die zu Pflugscharen werden müssten, solle wieder Motto für das Zusammenleben der Menschen werden. Abu Kerim Sari von der Fatih Moschee unterstützte dieses Anliegen, indem er ein Gebet aus dem Koran sang. (...)
Weser-Kurier, 8. Februar 2003

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In der Idsteiner Zeitung war am 8. Februar zu lesen<:

Der SPD Kreisvorsitzende Benno Pörtner ruft alle Mitbürgerinnen und Mitbürger auf, sich an den Aktionen der Friedensbewegung gegen einen Irak-Krieg zu beteiligen. Dazu gehören neben Demonstrationen, Friedensgebeten und Mahnwachen auch die verschiedenen Unterschriftensammlungen.
"Mit diesen Zeichen unseres Friedenswillens unterstützen wir die amerikanischen Friedensaktivisten, die es gemeinsam mit uns noch erreichen können, dass der Krieg verhindert wird; gleichzeitig wird damit die Haltung der Bundesregierung unterstützt, die eine friedliche Lösung des Konflikts anstrebt", meint Pörtner.

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Breit ist auch das Bündnis, das in Salzgitter geschmiedet wurde. Die Braunschweiger Zeitung (Autor: Jörg David) berichtete am 8. Februar u.a.:

Der Friedens-Ratschlag aus Salzgitter ist eindeutig: "Stoppt den Krieg, bevor er beginnt!" Mit diesem Aufruf beginnen in diesen Tagen eine Unterschriften-Sammlung sowie Mahnwachen und andere Aktionen, die vom neuen Koordinierungskreis "FriedensRatschlag" geplant werden.
Diese Aufgabe haben DGB-Kreisvorsitzender Matthias Wilhelm, Gerhard Graw (Bündnis gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit), Juso-Vertreter Dirk Michaelis, Rainer Nagel (PDS), Mario Mätzel (Verdi) sowie Propst Jürgen Schinke übernommen. Insgesamt kamen 50 Vertreter aus fast allen Gesellschaftsgruppen zur Gründungsversammlung ins Lebenstedter Gewerkschaftshaus.
"Wir hoffen, dass sich Parteien wie CDU und FDP noch zur Mitarbeit entschließen", sagte Wilhelm. Schulen und alle Jugendorganisationen seien gleichfalls zur Mitarbeit aufgerufen. Jugendliche Kreativität soll den Protest bereichern. Von diesem Ideenreichtum künden bereits riesige Transparente, die von der IG-Metall- und der PDSJugend im Gewerkschaftshaus gestaltet werden.
Erfreut verkündete Wilhelm, dass Oberbürgermeister Helmut Knebel als Schirmherr für den FriedensRatschlag fungiere. Erster Höhepunkt ist die – möglichst große – Beteiligung am europaweiten Aktionstag gegen einen Irak-Krieg. Am Samstag, 15. Februar, soll in Berlin und anderen Hauptstädten das "Nein zum Krieg" eindrucksvoll bestätigt werden. (...)
Braunschweiger Zeitung, 8. Februar 2003

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Und auch in Dresden bewegt sich der Protest weiter:

Etwa 1000 farbige Luftballons, an denen Papierkraniche befestigt waren, zogen gestern Nachmittag vom Theaterplatz über die Augustusbrücke hinweg elbaufwärts. "Wir hoffen, dass diese Botschaft in Washington ankommt", war der Wunsch der Veranstalter kurz vor dem Start der Origami-Vögel. Die Naturfreundejugend Sachsen und der Dresdner Verein "impreuna" hatten zu der Aktion gegen einen Angriff auf den Irak aufgerufen. Etwa 400 vor allem junge Dresdner kamen vor der Oper zusammen, um ihren Friedenswillen zu kundzutun. "Wir müssen denen, die die Entscheidungen treffen, zeigen, dass nicht jeder für den Krieg ist", sagte die 18 Jahre alte Sandra Winkler aus Radebeul. (...)
Aus: Dresdener Neueste Nachrichten, 8. Februar 2003

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Es gibt Orte, z.B. in Schleswig-Holstein, von denen man noch nie gehört hat. Bornhöved, Rickling und Trappenkamp machen auf sich aufmerksam:

"Wir wollen keinen Krieg! Wir wollen Frieden!" Mit diesen Worten ist ein Aufruf überschrieben, den 200 Einwohner der Region Bornhöved, Rickling und Trappenkamp gegen einen Krieg im Irak unterschrieben haben. Zu den Unterzeichner zählen Lehrer ebenso wie Ärzte, Verwaltungsangestellte und Handwerker. "Wir kennen uns seit 20 Jahren, als wir gegen den NATO-Doppelbeschluss protestiert haben", berichtet Harald Langer aus Bornhöved, einer der Erstunterzeichner. Angesichts des drohenden Angriffs durch die USA hätten sich die Aktiven von damals wieder zusammengefunden, um ihre Stimme zu erheben. "Am 15. Februar werden wir mit Bussen zu einer Großdemonstration nach Berlin fahren", kündigt Langer an. Um die Fahrt vorzubereiten, trafen sich am Donnerstag 50 Interessierte in Heins Gasthof in Bornhöved. Dabei stellte sich heraus, dass die Analyse der Situation teilweise unterschiedlich war. "Der Krieg ist Teil eines Kulturkampfes der USA", meint Klaus-Dieter Hass aus Trappenkamp. "Wir müssen uns vor dem Vorwurf des Antiamerikanismus hüten", so ein anderer Redner. Nicht das amerikanische Volk, sondern die Regierung wolle einen Krieg. Wie gefährlich Hussein wirklich sei und ob er Biowaffen besitzt – auch darüber gingen die Meinungen auseinander. Einigkeit bestand jedoch darin, dass ein Krieg das falsche Mittel sei, ihn auszuschalten. "Hussein ist ein Verbrecher, der muss geächtet werden, aber wir wollen das Ziel politisch erreichen", fasste Frank Hinz zusammen. (...)
Aus: Kieler Nachrichten, 8. Februar 2003

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Im "Porträt der Woche" stellte die Frankfurter Rundschau am 8. Februar einen der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag vor. Ralf Pasch schrieb unter der Überschrift "Widerständig":

KASSEL. Peter Strutynski nennt sich Völkerrechtspazifist: "Selbstverteidigung muss möglich sein." Freilich ist für den 57-jährigen Politikwissenschaftler an der Kasseler Uni "ein Angriff das Einzige, was militärische Gewalt rechtfertigt". Ansonsten gilt für ihn das Gewaltverbot. (...)
Ihren Horizont zu erweitern und ihr die Analyse der Weltsituation zu ermöglichen, ist ein Anliegen des Friedensratschlags - gerade auch in diesen Tagen. Mit einem ähnlichen Anliegen hat Strutynski gemeinsam mit fünf Kollegen aus unterschiedlichen Fachgebieten an der Kasseler Uni die Arbeitsgemeinschaft Friedensforschung gegründet, die eine Schriftenreihe herausgibt, ein Weltarchiv unterhält und Vorlesungsreihen organisiert. (...)
Als Erfolg wertet es der 57-Jährige, "dass die Bundesregierung sieben Wochen vor der Wahl unsere Forderungen übernommen hat". Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sieht er die Friedensbewegung "in der Meinungsführerschaft" mit ihrem Standpunkt, Terror nicht mit Krieg zu bekämpfen, sondern mit rechtsstaatlichen und zivilen Mitteln. "Dass man dem Terror den Nährboden entziehen muss, kam damals in jeder Sonntagsrede vor."
"Widerständigkeit" und "Abneigung gegen Befehl und Gehorsam" hat Strutynski bei der Bundeswehr entwickelt. Auch das Engagement für den Frieden - so ist er an der Organisation der Großdemonstration am 15. Februar in Berlin beteiligt - hat ein ganz persönliches Motiv: 1979, im Jahr des Nato-Doppelbeschlusses zur Stationierung von Atomraketen, wurde sein Sohn geboren. Da kam die Angst, "Kinder in die Welt zu setzen - und irgendwann kann das vorbei sein". Seitdem ist der Kampf für den Frieden "ein Teil meines Lebens".
Aus: FR, 08.02.2003

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Am Montag, den 3. Februar, gingen 10.000 Menschen in Leipzig auf die Straße, um gegen den drohenden Krieg zu protestieren. Die Leipziger Volkszeitung berichtete darüber u.a.:

(...) Erinnerungen wurden wach, als die Spitze des Zuges gegen 18.30 Uhr von der Petersstraße auf den Ring einbog. "Mensch, dass ist ja fast wie im Herbst 1989", freute sich ein älterer Herr und fand uneingeschränkte Zustimmung bei seiner Frau. Matthias Müller, Küster von St. Nikolai, hatte schon bei Demo-Beginn zielsicher auf "fünfstellig" getippt. "Es waren wieder mehr als 1000 Leute beim Friedensgebet, und es haben bei weitem mehr Menschen vor der Kirche gewartet als vergangene Woche." Da hatten etwa 6000 Teilnehmer ihrem Unmut gegen die Pläne der USA Luft gemacht, Bagdad und seinen Diktator militärisch in die Knie zu zwingen.
Wie an den vorangegangenen Montagen zog die Menge schweigend durch die City. Lediglich auf Höhe des Neuen Rathauses wurde - auch das gab's in den Wende-Wochen - "Schließt euch an" skandiert. Als Pfarrer Christian Wolff bei der Abschlusskundgebung vor der Thomaskirche ans Mikrofon trat, hatten die letzten Demonstranten gerade erst den Martin-Luther-Ring erreicht. Wegen der Protestaktion ging für viele Autofahrer eine knappe halbe Stunde lang nichts mehr.
Das Friedensgebet zuvor hatten Mitglieder der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen gestaltet, darunter Ex-Superintendent Friedrich Magirius und Michael Koelsch. Letzterer empfahl US-Präsident Bush darüber nachzudenken, geschätzte 60 Millionen Dollar statt in einen Präventivkrieg gegen den Irak lieber in die Entwicklung regenerativer Energien zu investieren, um sich vom Öl unabhängiger zu machen. (...)
Leipziger Volkszeitung, 04.02.2003

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Über die vielen Demonstrationen und Kundgebungen gegen den Krieg, die am Wochenende (1./2. Februar) stattfanden, finden sich zahlreiche Berichte in den jeweiligen Lokalzeitungen, teilweise aber auch in der überregionalen Presse. Nicht alle können von uns verfolgt werden. Daher im Folgenden nur ein paar Beispiele.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 3. Februar über eine Kundgebung in Ulm, an der 3.000 Menschen beteiligt gewesen sein sollen. Im "Neuen Deutschland" war von 4.500 Demonstranten die Rede.

In Ulm folgten 4500 Menschen dem Aufruf eines Friedensnetzwerks, dem sich Parteien und Kirchen angeschlossen haben. Der Bundestagsabgeordnete Winfried Hermann (Grüne) sagte in Ulm: "Wer mit Bomben ein Land bedroht, wird Hass und Terrorismus schüren. Das ist zutiefst schädlich für die Weltfrieden." Er hoffe, die Regierung habe die Kraft, ihre Haltung gegen einen Krieg in Irak trotz des internationalen Drucks aufrecht zu erhalten.
ND, 3. Februar 2003

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Von der großen Demonstration der 7.000 in Düsseldorf am 1. Februar (siehe auch: "Das Friedens-Wunder von Düsseldorf") berichteten mehrere Zeitungen. Hier ein Ausschnitt aus der "Neuen Ruhr Zeitung" vom 3. Februar 2003:

(...) Der Himmel hatte sich grau bezogen, es war vier Grad minus, Schnee war angesagt. Dennoch versammelten sich um 15 Uhr die Ersten vor dem Rathaus. "Wir alle stehen hier, um laut und vernehmlich zu sagen: Nein zu diesem Irak-Krieg", eröffnete der evangelische Superintendent Ernst Jürgen Albrecht die Kundgebung. Neben Gruppen wie "Pax Christi", "Orden für den Frieden" und der Friedensinitiative zeigten auch die Globalisierungsgegner "attac" und Gewerkschaften wie die IG-Metall ihre Transparente: "Kein Krieg gegen irakisches Öl". Etliche hatten für sich das Titelblatt des "Spiegel" auf ein Stück Pappe geklebt: "Blut für Öl" stand da auf der amerikanischen Flagge.
Monsignore Rolf Steinhäuser, Oberhaupt der katholischen Kirche, sprach vor dem Rathaus für beide Religionsgemeinschaften. "Wir sind keine Anti-Amerikaner." Aber, so der Kirchenvertreter zum "Präventiv-Krieg" des amerikanischen Präsidenten.: "Es geht nicht um einen Kreuzzug des Guten gegen das Böse. Es geht auch um Öl und amerikanische Hegemonie."
Was viele der Demonstranten, ob im Pelzmantel oder im einfachen Parka rund um den Jan Wellem immer wieder lebhaft diskutierten, brachte Steinhäuser auf den Punkt: Durch einen Krieg könne der Terrosismus nicht wirksam bekämpft werden. "Ein Präventiv-Krieg kann nicht als gerechter Krieg zur Selbstverteidigung umdefiniert werden. Wir glauben, dass ein Irak-Krieg zum jetzigen Zeitpunkt nur Verlierer kennt." (...)

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In derselben Zeitung war noch von einer anderen Demonstration zu lesen; sie fand ebenfalls am 1. Februar in Essen statt:

(...) Essen ist eben eher Einkaufsstadt als Protestmetropole. Da sind 800 bis 1000 Friedensbewegte, die sich am Samstagmittag vor der Marktkirche treffen, schon ein Erfolg - selbst wenn es einige Stunden später in Düsseldorf zehnmal so viele sein sollen. So sieht es zumindest Juliane Pilz, Urgestein des Essener Friedensforums, die nach eineinhalb frostigen Kundgebungsstunden übers ganze Gesicht strahlt: "Ich finde es wunderbar, dass so viele gekommen sind. Das ist ein richtig neues Aufblühen der Anti-Kriegs- und Friedensbewegung."(...)
Aus: Neue Ruhr Zeitung, 3. Februar 2003

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Im schönen Chiemgau tut sich Erstaunliches. 1.200 Menschen demonstrieren am 31. Januar in der beschaulichen Kreisstadt Traunstein für den Frieden. Ein Auszug aus dem Traunreuter Anzeiger/Trostberger Tagblatt (Online-Ausgabe) vom 3. Februar 2003:

Über 1200 Menschen gaben am Freitag abend ihrer Sehnsucht nach Frieden Ausdruck und wanderten mit Lichtern in der Hand schweigend vom Stadtplatz zum Bahnhof und zurück. "Welch ein unterschiedliches Bild zu dem vor 70 Jahren, als auch in Traunstein Menschen mit Fackeln unterwegs waren, um Hitlers Machtergreifung zu feiern", so Friedbert Mühldorfer von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN), der die Abschluss-Kundgebung des Schweigemarsches gestaltete.
Warum er als VVN-Vertreter bei einer Demonstration gegen den Irak-Krieg spreche? Ihn bewegten die Ähnlichkeiten, so Mühldorfer: Damals wie heute sei mit dem Aufbau von Feindbildern Krieg vorbereitet worden. Er zitierte aus dem vorletzten Flugblatt der Geschwister Scholl: "Glaubt nicht der NSPropaganda, die euch den Bolschewisten-Schreck in die Glieder gejagt hat." Der FeindbildAufbau als Kriegs-Strategie sei die Parallele zu heute, wo die Welt vor einem Krieg der USA gegen den Irak zittere.Feindbilder würden immer darauf abzielen, den Verstand der Menschen auszuschalten und die wahren Kriegsgründe zu verschleiern. Mühldorfer nannte Beispiele: Die Behauptung, der Irak bedrohe den Weltfrieden durch Atomwaffen, würden selbst Experten des USGeheimdienstes als "abenteuerlich" bezeichnen. Von chemischen und biologischen Waffen verfüge der Irak allenfalls über Restbestände, und selbst die CIA sehe keinerlei Hinweise, dass er sie gegen ein anderes Land einsetzen könnte. Tatsache sei: "Der Irak ist wirtschaftlich und militärisch am Boden zerstört". Absurd sei auch die Behauptung, der Irak sei ein Förderer des internationalen Terrorismus, darauf gebe es keinerlei Hinweise, wie der jüngste Bericht des US-Außenministeriums bestätigt habe.In ihrem Flugblatt fragten die Geschwister Scholl damals nach den Ursachen des Krieges und folgerten: "Lasst uns reden über Imperialismus, über Militarismus, über soziales Elend und Ungerechtigkeit".Der Feindbild-Aufbau solle die wahren Gründe des Krieges verschleiern: "Die Gier nach Öl, US-Weltmachtinteressen, Riesengewinne für die Rüstungsindustrie." Es gehe den Friedensbewegten nicht darum, Saddam Hussein zu verteidigen; sicherlich sei er ein Diktator. Doch das rechtfertige keinen Krieg. "Wenn alle Diktatoren durch Krieg gestürzt werden sollten, hätten wir den Weltkrieg". (...)
In der Kirche St.Oswald hatten sich zuvor alle zum ökumenischen Friedensgebet versammelt. Stadtpfarrer Sebastian Heindl: "Beten ist Ausdruck der Würde vor dem Leben. Beten bedeutet nicht, Verantwortung an den lieben Gott abzugeben. Es bedeutet, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu werden und Widerstand zu leisten - aber eben anders als durch Gewalt.""Als Christen dürfen wir nicht mitmachen mit den Kriegstreibern und mit denen, die die Welt einteilen in eine ,Achse des Bösen' einerseits und ,Gottes eigenem Land, gods own country' andererseits", so der evangelische Pfarrer Wuck Linhardt. Er zitierte aus dem Matthäusevangelium: "Selig seid ihr, die ihr Frieden macht, und selig seid ihr, die ihrUnrecht spürt".In Fürbitten baten Menschen für ein Ende von Hass und Gewalt, um Gerechtigkeit zwischen Armen und Reichen, und um offene Augen und Ohren für Frieden für sich selbst und die Politiker: "Lass uns den Mund aufmachen gegen Unrecht und Gewalt, lass uns zu Werkzeugen des Friedens werden!"

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Die nächste Meldung kommt aus Thüringen, diesmal gingen in Jena und Thüringen viele Menschen auf die Straße.

Am Wochenende gingen erneut Hunderte Thüringer unter anderem in Erfurt und Jena gegen einen Krieg auf die Straße. In Jena gingen nach Polizeiangaben am Samstag etwa 1500 Kriegsgegner auf die Straße. Einem Aufruf der Erfurter Schülerinitiative "Schrei nach Veränderung" waren zuvor bereits 300, vor allem junge Menschen gefolgt. Unterstützt wurde die Demonstration vom Rathaus zum Anger von der PDS, der SPD, den Grünen und der evangelischen Kirche.
Jeremias Treu von der evangelischen Kirche mahnte, die Welt nicht jenen zu überlassen, die den Waffen mehr vertrauen als den Worten. Ducke sagte, er habe beobachtet, dass viele Menschen durch die wachsende Zahl der Akteure in der Friedensbewegung irritiert seien. "Sie wissen nicht, ob sie nun gegen Rechts, gegen den Irak, gegen den Krieg oder für den Frieden sein sollen", sagte der Geistliche. Auch die Kirchen selbst seien wohl noch mehr gefordert. "Wir sollten unsere Türen ständig öffnen für das stille Gebet", erklärte er. (...)
Aus: Thüringische Landeszeitung, 3. Februar 2003

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Und die Erlanger Nachrichten berichteten von einer Kundgebung in Erlangen am 1. Februar:

Wie in vielen Städten Deutschlands fand am Samstag auch in Erlangen eine Kundgebung gegen den drohenden Irak-Krieg statt. Rund 400 Demonstranten hatten sich am Rathaus versammelt, um von dort durch die Hauptstraße zum Hugenottenplatz zu ziehen.
„Keinen Krieg“ riefen sie im Chor und führten Transparente mit Aufschriften wie „Kein Blut für Öl“ und „Solidarität mit der US-Friedensbewegung“ mit. Unterwegs schlossen sich viele Passanten aller Altersgruppen dem Zug an.
Frank Riegler, Geschäftsführer bei der Gewerkschaft ver.di in Erlangen, erinnerte in seiner Rede auf dem Hugenottenplatz an die Kriege in Vietnam und Korea. „Hunderttausende mussten dort ihr Leben lassen und wurden im Namen der Freiheit mit Napalm verbrannt,“ rief er in die Menge. Die UN habe ausreichend Mittel, das diktatorische Regime im Irak dazu zu bringen, dass es zur Einhaltung der Menschenrechte zurückkehre.
Auch Grüne-Stadträtin Claudia Bittner wandte sich an die Kundgebungsteilnehmer. „Wir wollen Freunde der Amerikaner sein, aber Krieg ist keine Lösung“, argumentierte sie gegen den drohenden Konflikt. Für die Organisation „Solidarität International“ im Bündnis für Frieden kündigte Winfried Fleischmann eine Kundgebung für „17 Uhr am Tag nach dem Angriff auf den Irak“, auf dem Hugenottenplatz an. Er forderte, jede logistische Hilfe für die USA einzustellen, um so den Krieg doch noch zu verhindern. (...)

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Über eine Demonstration gegen den Krieg in Darmstadt und die dabei auftretenden Spannungen zwischen Friedensbewegung und Grünen berichtet die Frankfurter Rundschau am 3. Februar u.a.:

Rund 500 Menschen haben am Samstagvormittag auf dem Friedensplatz gegen den drohenden Krieg im Irak protestiert. Auf der vom Darmstädter Bündnis "Kein Krieg im Irak" organisierten Veranstaltung kritisierten Redner neben den USA auch die Bundesregierung, weil Deutschland aus ihrer Sicht die amerikanischen Kriegsvorbereitungen unterstütze. SPD und Grüne haben sich an der Demonstration nicht beteiligt. (...)
Aleko Karaberis, Sprecher des Bündnis "Kein Krieg im Irak" sagte, Deutschland und Frankreich lehnten derzeit lediglich die Methoden der USA im Konflikt mit dem Irak ab. "Beide Staaten stehen aber hinter den Zielen der Amerikaner, die Vormachtstellung der kapitalistischen Staaten zu sichern und die Ölreserven im Nahen Osten zu kontrollieren." Er forderte, Deutschland solle im UN-Sicherheitsrat gegen den Krieg stimmen und jede Unterstützung der USA für die Kriegsvorbereitung beenden. Zudem solle auch das UN-Embargo gegen den Irak beendet werden. Matthias Jochheim von der Internationalen Ärztevereinigung gegen den Atomkrieg (IPPNW) trug vor, dass einer Studie der Vereinten Nationen zufolge bei einem Krieg im Irak 500 000 Menschen getötet würden.
Obwohl die Grünen dem Darmstädter Bündnis nicht beigetreten sind, war auch Jochen Partsch, stellvertretender Vorsitzender der Stadtverordnetenfraktion, auf den Friedensplatz gekommen. Er unterstütze selbstverständlich die Stoßrichtung der Demonstration, sagte Partsch. Er kündigte an, dass SPD und Grüne in dieser Woche eigene Aktionen gegen den Krieg organisieren würden. "Da werden auch Aspekte aufgegriffen, die hier fehlen", sagte er. Kritik an den USA sei durchaus berechtigt, aber das Darmstädter Bündnis verliere kein Wort der Kritik an Saddam Hussein. Die Vorwürfe an die Bundesregierung seien nicht berechtigt. "Einige Staaten versuchen, den Krieg abzuwenden. Deutschland gehört dazu." Zudem setze die Friedensbewegung in den USA auf die Bundesregierung. Nur wegen der Berichterstattung über die ablehnende Haltung Deutschlands sei es den amerikanischen Friedensaktivisten gelungen, in den US-Medien wieder berücksichtigt zu werden. (...)
Aus: FR, 03.02.2003

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In Nürnberg kam es am 31. Januar zu einer eindrucksvollen Friedensdemonstration, zu der nach Zeitungsangaben 7.000 Menschen kamen. Die Nürnberger Zeitung war erstaunt:

Es war eine neue Generation von Friedensdemonstranten, die am abend dem Aufruf folgte und eine Menschenkette von der Lorenzkirche bis zum Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) in der Gleißbühlstraße bildete. Unter den rund 7000 Menschen, die gegen den drohenden Krieg im Irak protestierten, befanden sich auffallend viele Jugendliche.
Titus Schüller war einer der Teilnehmer. Der Schüler der Steiner-Schule sprach vor dem Amerikahaus. Seine Forderung, die Kriegsvorbereitungen der USA nicht zu unterstützen und auch keine militärische Nutzung des Nürnberger Flughafens zuzulassen, wurde von der Zuhörermenge mit Beifall bedacht.
Bevor die etwa ein Kilometer lange Menschenkette geschlossen wurde, sprachen der Dekan der katholischen Kirche, Hans Reeg, und sein evangelischer Kollege Michael Bammessel zu den Demonstranten. (...)
Vor dem Deutsch-Amerikanischen Institut sangen die Teilnehmer „we shall overcome“, ein Friedenslied, das dem Leiter der Einrichtung, William Sheldon, gut bekannt ist. Er nahm eine Resolution entgegen, die eine „Beendigung aller Vorbereitungen für den Krieg“ von Präsident Georg Bush fordert. „Wir fühlen uns mit der Friedensbewegung in Amerika verbunden“, sagte Harald Weiniger, DGB-Kreisvorsitzender, und erntete damit Zustimmung.
(...) Unter den Teilnehmern der Protestkundgebung befanden sich Oberbürgermeister Ulrich Maly, Alt-Oberbürgermeister Peter Schönlein, der dem Leiter des Amerikahauses zur Seite stand, die Landtagsabgeordnete der Grünen, Christine Stahl, der SPD-Bundestagsabgeordnete Horst Schmidbauer, CSU-Stadtrat Hermann Imhof und viele andere wie die DPSG-Pfadfinder aus Erlenstegen. (...)
Aus: Nürnberger Zeitung, 1. Februar 2003

Und in den Nürnberger Nachrichten war u.a. folgendes zu lesen:

Tagelang hatte Hans-Joachim Patzelt gebangt, die Aktivisten der hiesigen Friedensbewegung könnten wieder mal unter sich sein. Jetzt läuft der Sprecher des Nürnberger Friedensforums strahlend neben dem Lautsprecherwagen her Richtung Amerika-Haus und kann die Menge von Demonstranten, die ihm folgen, längst nicht mehr überschauen. 800 Protestierer wären nötig gewesen für die geplante Menschenkette. Fast zehnmal so viele sind dem Aufruf gefolgt. (...)
Nicht nur Nürnberger sind dem Aufruf gefolgt. Tassilo, Lukas und Martina sind aus Hersbruck gekommen, um gegen den drohenden Krieg zu protestieren. Die 16- und 17-jährigen Gymnasiasten haben vor allem Sorge, „dass die Situation im Nahen Osten durch einen Krieg erst so richtig eskaliert“. Lukas: „Krieg sät doch nur neuen Hass.“ Auch aus der Oberpfalz sind zahlreiche Demonstranten angereist. „Das ist jetzt am wichtigsten“, kommentiert der 62-jährige Lehrlingsausbilder Rudolf Schuster aus Weiden den eindrucksvollen öffentlichen Protest. Er ist auch regelmäßig dabei, wenn in der Oberpfalz gegen den geplanten Ausbau des US-Truppenübungsplatzes Grafenwöhr demonstriert wird. (...)
(...) In die langen Reihen, in denen ganze Familien mitlaufen, gliedert sich auch die Politprominenz ein. Bündnis-Grüne und SPD seien „mindestens in Fraktionsstärke vertreten“, scherzen Genossen um OB Ulrich Maly und den Landtagskandidaten und Sportreporter Günther Koch. Hermann Imhof von der CSU ist an diesem Tag dagegen auf sich allein gestellt. Vor dem Amerika-Haus angekommen, skandiert die Menge immer wieder „Kein Krieg!“ Gefasst nimmt der Chef des US-Kulturinstituts, William Sheldon, die Resolution des Friedensforums entgegen und verspricht, sie nach Washington weiterzureichen. Nicht nur die Beendigung der Kriegsvorbereitungen wird darin gefordert, sondern auch davor gewarnt, den Nürnberger Flughafen „zur Startrampe solcher Kriege“ zu machen.
„Auch die amerikanische Bevölkerung, die amerikanischen Soldaten und die amerikanische Regierung wollen keinen Krieg“, versichert Sheldon über Lautsprecher. 7000 Demonstranten antworten mit einem Pfeifkonzert.
Aus: Nürnberger Nachrichten, 1. Februar 2003


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