Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Nach Sardinien oder in die Alpen - for free

Bundeswehr und "Bravo" locken Jugendliche mit Adventure-Camps. terre des hommes protestiert. Machen Sie mit!


Nachfolgend der dringende Aufruf von terre des hommes, dem wir uns nachdrücklich anschließen wollen.

Keine Militärwerbung bei Minderjährigen

Unterstützen Sie uns und schicken Sie eine E-Mail an die Bravo-Redaktion und den Verteidigungsminister

»Coole Beach-Partys, crazy Strandspielen und jede Menge Fun« – Mit einer fragwürdigen Werbekampagne will die Bundeswehr neue Rekruten gewinnen: Mädchen und Jungen ab 16 können sich für ein »BW-Adventure Camp« entweder auf Sardinien oder bei den Gebirgsjägern in den Alpen bewerben und ihren potenziellen Arbeitgeber kennenlernen. Geworben wird mit Slogans wie »Action, Adrenalin, Abenteuer«. Unterstützt wird die Bundeswehr von der Jugendzeitschrift Bravo, die die Kampagne unter anderem auf Bravo WebTV und Bravo Sport.de bewirbt. Die Zielgruppe der Bravo ist zwischen zehn und 19 Jahren alt. Diese einseitige Werbung verstößt gegen die Kinderrechtskonvention, nach der Minderjährige grundsätzlich nicht für den Militärdienst angeworben werden dürfen und Kinder zu Frieden, Toleranz und Völkerverständigung erzogen werden sollen. terre des hommes fordert Bravo und die Bundeswehr auf, ihre Werbung bei Minderjährigen unverzüglich zu beenden.

»Berg- oder Beach-Typ?« Der Werbespot von Bravo und Bundeswehr auf Youtube [Externer Link, für den wir uns ausdrücklich entschuldigen!]

Diese Petition unterstützen!

Sehr geehrter Herr Verteidigungsminister Dr. Thomas de Maizière,
sehr geehrter Herr Alexander Gernandt,


die Bundeswehr wirbt gemeinsam mit der Zeitschrift Bravo bei Jugendlichen für eine Teilnahme am »BW-Adventure Camp«. In einem Werbespot wird Kindern und Jugendlichen mit Begriffen wie »Fun«, »crazy Strandspiele« und »coole Partys« suggeriert, dass es sich bei der Bundeswehr um einen Abenteuer-Ausflug handelt. Dass Soldaten bei Kriegseinsätzen mit hohen Risiken rechnen und dabei unter Umständen Menschen töten müssen, wird nicht thematisiert. Diese irreführende Reklame in Jugendmedien verstößt gegen die Grundsätze der Kinderrechtskonvention, wie das Verbot der Anwerbung von Minderjährigen. Besonders unerträglich ist, dass die Zeitschrift Bravo damit ihre sehr junge Zielgruppe ab zehn Jahren anspricht. Ich unterstütze die Aktion von terre des hommes und fordere Sie auf:

Bitte sorgen Sie dafür, dass die Bundeswehr keine sogenannten Adventure Camps für Minderjährige anbietet.

Bitte verzichten Sie künftig darauf, in Kinder- und Jugendmedien irreführende Werbeaktionen für die Bundeswehr durchzuführen, die die Gefahren des Soldatenberufs verharmlosen.

Diese Petition kann auf der Website von terre des hommes online unterzeichnet werden:

www.tdh.de [externer Link, ausdrücklich empfohlen!]



Hintergrund: Die Bundeswehr wirbt um Kinder

Die Bundeswehr benötigt jährlich 23.000 neue Rekruten. Um diese Zahl zu erreichen, wurden in den letzten Jahren die Werbemaßnahmen stark ausgeweitet. Besonders an Schulen versuchen Soldaten, Nachwuchs zu werben. Viele Jugendliche lassen sich von guten Gehältern, festem Job, kostenlosem Studium und anderen Vergünstigungen der Bundeswehr locken. Die Angst vor Einsätzen in Krisengebieten wie Afghanistan wird oft verdrängt. Viele Eltern befürchten, dass ihr Kind sich überzeugen lässt, zur Bundeswehr zu gehen und später in lebensgefährliche Auslandseinsätze abkommandiert wird.

Die Werbung ist systematisch: Im Jahr 2010 erreichten alleine die Jugendoffiziere und Wehrdienstberater der Bundeswehr 340.000 Schüler, darunter auch Kinder von gerade einmal elf Jahren. Doch die Werbung für Militäreinsätze widerspricht den Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention, die auch Deutschland unterschrieben hat. Denn die darin verbrieften Kinderrechte gelten für alle unter 18-Jährigen.

Die Entscheidung über die Einladung von Soldaten in den Unterricht liegt allein bei der Schule. Doch Schüler, Eltern und Lehrer müssen eine solche Einladung nicht hinnehmen. In Schülervertretungen, Eltern- und Lehrerkonferenzen können sie sich dagegen wehren. Auch können Eltern für ihre Kinder Ersatzunterricht beantragen, wenn Bundeswehrsoldaten in die Klasse kommen. Außerdem gibt es vor allem auf lokaler Ebene immer mehr Initiativen gegen die Bundeswehr-Werbeoffensive. Auch terre des hommes und andere Organisationen wie die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) fordern den Stopp jeder Art von militärischer Werbung und Rekrutierung bei Minderjährigen.

Diskussionsveranstaltungen, bei denen Soldaten, Friedenspädagogen, Kinderrechtler oder andere Experten mit älteren Schülern und Schülerinnen diskutieren, können dennoch sinnvoll sein - denn die Schüler und Schülerinnen haben auch ein Recht auf Information. Die Veranstaltungen müssen aber für die Schüler freiwillig und für Eltern und andere Interessierte offen sein. Weitere strenge Standards zum Schutz der Jugendlichen vor einseitiger militärischer Werbung müssen eingehalten werden. terre des hommes hat dazu Musterleitlinien für Schulen entwickelt.

* Quelle: terre des hommes; http://www.tdh.de


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